Die Invasion des italienischen Festlandes – der Golf von Salerno

Auf welche Weise in Italien gekämpft werden muss, kann dem Bericht eines amerikanischen Kriegsberichterstatters über das Vorrücken an der sizilianischen Nordküste entnommen werden. Die genannte Episode ereignet sich in der Gegend von San Fratello Anfang August 1943. Es ist nun schon Vergangenheit – und Zukunft zugleich.

Sergeant Jack Foisie berichtet *13:

„Wir bewegen uns in geöffneter Ordnung und blicken ängstlich abwechselnd auf die uns umgebenden Höhen, von denen aus wir laufend mit Granatfeuer belegt werden, dann wieder vor unsere Füße, wo jeden Augenblick eine Mine hochgehen kann. Ein Jeep überholt uns, und wir verfluchen in Gedanken die Tatsache, gerade bei den ‚Fußlatschern’ gelandet zu sein. Als der Jeep in einen Tunnel einfährt, hören wir kurze Zeit später eine dumpfe Explosion.

Sofort beginnen die Sanitäter, nach vorne zu laufen, aber ein Pionier mit Minensuchgerät ruft: ‚es wäre besser, wenn Ihr mich zuerst gehen lassen würdet!’ Plötzlich sind wir froh, doch Infanteristen zu sein, aber nur für wenige Minuten ...

Wir sind erschöpft und durchgeschwitzt, das lauwarme Wasser aus den Feldflaschen ist nicht mehr zu genießen. Da sehen wir, wie eine Fata Morgana, wenige Meter vom Straßenrand entfernt einen gemauerten Brunnen, umgeben von schattigen Bäumen. ‚Wie wär’s mit einer kleinen Rast?’ wird der Zugführer gefragt. ‚Okay’, sagt er, ‚aber überspringt den Straßenrand, er könnte vermint sein!’ “

Sergeant Foisie ist völlig erschöpft. Er legt sich erst einmal auf den Boden, um auszuruhen, während ein vor ihm marschierender Kamerad vor allem Durst hat. In freudiger Erwartung läuft er zum Brunnenrand.

Sekunden später ist er tot – von einer der rings um den Brunnen verborgenen Minen zerfetzt.

Als das 15. Regiment einige Zeit später die deutsch-italienischen Stellungen angreift, ist nach vier Stunden Kampf kein einziger Meter Boden erobert. Aber weitere 103 Männer sind nun gefallen.

General Montgomery ist ein vorsichtiger Mann. Aus amerikanischer Sicht manchmal geradezu aufreizend gründlich in seinen bedächtigen Angriffsvorbereitungen. Er geht gerne auf „Nummer Sicher“.

Es dauert dann auch bis zum 3. September 1943, bis sich Montgomery in der Lage sieht, mit einem gigantischen Trommelfeuer die Stiefelspitze Italiens gegenüber der Meerenge von Messina in einen riesigen Trümmerhaufen zu verwandeln. Bombenteppiche ganzer Bomberflotten pflügen die küstennahen Unterstände um, über 600 Feldgeschütze feuern sich die Rohre heiß und überschütten den Gegner mit Granaten aller Kaliber. Vier Schlachtschiffe – es sind die HMS „Nelson“, HMS „Rodney“, HMS „Valiant“ und HMS „Warspite“ – sowie drei Kreuzer, sechs Zerstörer, drei Monitore und zwei Kanonenboote reihen sich mit ihrer schweren Schiffsartillerie in die Orgie der Zerstörung ein.

Was immer sich im Zielgebiet befindet, wird gnadenlos zerschmettert. Häuser, Hasen und Füchse.

Deutsche sind nicht unter den Opfern. Denen war völlig klar, was da kommen würde.

Als die britischen Soldaten auf das italienische Festland übersetzen, finden sie zunächst nur italienische Soldaten vor, die sich willig anbieten, ihnen dienlich zu sein.

Doch dann sehen sie sich einem Feind gegenüber, der auf dieselbe Art und Weise hinhaltenden Widerstand leistet, wie ihn Sergeant Foisie in Sizilien erlebt hatte.

Die deutschen Truppen reagieren flexibel. Generalfeldmarschall Albert Kesselring und sein Stellvertreter, der Kommandeur der am 15. August 1943 neu gegründeten 10. Armee, sind sich der Vorteile des gebirgigen Geländes für diese Art der Verteidigung voll bewusst. Kesselring und Generaloberst Heinrich von Vietinghoff nützen die Möglichkeiten des felsigen Terrains umsichtig und mit geradezu meisterhaftem Talent.

Es ist nicht daran gedacht, die „Stiefelspitze“ Italiens dauerhaft zu verteidigen. Zu groß ist hier die Gefahr, dass jede Verteidigungsstellung durch amphibische Landungen des Gegners im Rücken der Front umgangen werden würde und größere Verbände dadurch abgeschnitten und umzingelt wären. Doch eine Handvoll gut ausgebildeter Pioniere kann an den zahlreichen Engstellen, Brücken, Tunnels und Hang-Serpentinen mühelos eine ganze Armee aufhalten – die achte Armee Montgomerys.

Der rückt mühsam Kurve um Kurve an den beiden Küstenstraßen vor und versucht auch, mit Hilfe von Seelandungen voranzukommen. Doch dies gelingt nur quälend langsam.

Nach den in Sizilien gemachten Erfahrungen ist Kesselring klar, dass seine „Heeresgruppe Süd“ mit einer größeren amphibischen Landungsoperation an der Küste rechnen muss. Nur wo?

Eine alliierte Landung ganz im Norden Italiens könnte mit einem Schlag die gesamten deutschen und italienischen Streitkräfte in Mittel- und Süditalien abschneiden. Um dem gegebenenfalls begegnen zu können, werden einige schlagkräftige deutsche Einheiten, unter anderem Panzerdivisionen, in Italiens Norden belassen. Sie stehen als „Heeresgruppe B“ unter dem Befehl keines Unbekannten. Es ist Generalfeldmarschall Erwin Rommel. Er und Kesselring mögen sich nicht besonders.

Andererseits wäre ein Landeunternehmen im Norden riskant für die Alliierten. Noch sind Sardinien und Korsika von deutschen Truppen besetzt *14. Eine Flotte, die Norditalien zum Ziel hätte, müsste mit Luft- und Seeangriffen vom Festland und von den beiden Inseln aus gleichzeitig rechnen und wäre weit von den eigenen Flugplätzen entfernt. Das wäre bei einer Invasion in Süditalien grundlegend anders!

Kesselring ist ein scharfsinniger Realist. Er studiert das Gelände genau. Seine Aufmerksamkeit fällt auf eine herrliche, traumhaft schöne Bucht an der berühmten Amalfiküste südlich von Neapel. Der flache Strand fällt direkt hinter der Wasserlinie steil ab – Landungsboote können somit bis an die Küstenlinie auflaufen. Nicht weit entfernt gibt es einen Flughafen, den zu erobern sich lohnen würde. Auch eine Küstenstraße nach Neapel und nach Rom. Und einen kleinen Hafen. Er heißt Salerno.

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Die andere Seite der Medaille ist aber, dass die wunderschöne Bucht halbmondförmig von Bergen umgeben ist. Ein idyllisches Urlaubspanorama, dieser Blick von den Bergen auf den romantischen Sonnenuntergang über dem herrlichen Strand im Westen. Wahrlich prachtvoll, dieses Schussfeld ...

Um 18.30 Uhr am 8. September 1943 strahlt der kommende Sonnenuntergang allmählich immer farbenprächtiger über dem westlichen Mittelmeer und beleuchtet die anglo-amerikanische Invasionsflotte 30 Kilometer westlich von Salerno. Vor welcher Minenräum-Flottillen Gassen zur Küste bahnen. Ein Sprichwort macht unter den alliierten Soldaten die Runde: „Neapel sehen und sterben ...“ Das Lachen wirkt etwas verhalten in den bangen Gesichtern auf den vielen Schiffen. Trifft es gerade mich? Es sind immerhin 450 Schiffe versammelt, darunter zwei Flugzeugträger, fünf leichte Flugzeugträger, vier Schlachtschiffe, zehn Kreuzer, 64 Zerstörer, zwei Monitore und ein Kanonenboot. Darauf befinden sich neben den Matrosen 70.000 Soldaten mit jeder Menge Kriegsmaterial.

Soldaten, die genau in diesem Moment einem gewaltigen Irrtum unterliegen. Es ist der Zeitpunkt, in welchem gut abgestimmt im Rundfunk (Radio) die Kapitulation Italiens bekannt gegeben wird ...

Ein frenetischer Jubel setzt ein! „Hurra, die ‚Itaker‘ haben gekniffen!“ Wir haben gewonnen, ab jetzt ist alles nur noch Theater! „Jerry, go home!“ Ohne die Italiener werden die Fritzen doch schnellstens aus Italien verduften! Was sollen sie denn jetzt noch hier? „Mamma mia, ein Toast auf Dolce Vita mit Spaghetti!“

Holla, das war nicht eingeplant. Die alliierten Offiziere, die die „Jerrys“ beziehungsweise Fritzen (Deutschen) besser kennen, haben trotz sofortigem Einschreiten keine Chance gegen diese Hochstimmung. Sie mahnen über die Schiffslautsprecher zur Besonnenheit. Vergeblich! Die Bekanntmachung kurz vor der Landung sollte die Deutschen demoralisieren, nicht die eigenen Truppen dem Alkohol-Suff beim Feiern ausliefern!

Nun, die „Fritzen“ denken gar nicht daran, „aus Italien zu verduften“! Längst gibt es einen geheimen Plan, der Plan „Achse“ liegt in der Schublade. Jetzt wird er ausgeführt – entschlossen, schnell, gründlich und mit deutscher Perfektion.

Innerhalb kürzester Zeit sind die italienischen Einheiten entwaffnet. Die meisten Italiener leisten auch den Deutschen gegenüber keinerlei Widerstand. Viele desertieren. Nur im Raum Rom kommt es zu Kämpfen. Schnell gewinnen Kesselrings Truppen die Oberhand. In Sardinien, Jugoslawien, Griechenland und Norditalien schließen sich einige italienische Einheiten sogar der deutschen Wehrmacht an und bleiben bündnistreu. Dies gilt auch für Teile der italienischen Luftwaffe. Andere, die sich wehren – beispielsweise in Griechenland – werden ohne Gnade liquidiert. Viele sterben bei Seetransporten als Gefangene, da die Schiffe angegriffen werden oder auf Minen laufen. Man tut wenig für ihre Rettung. „Sollen sie doch ersaufen!”

Andererseits formieren sich nun italienische Partisanen zum Widerstand gegen die Deutschen. Deren Bekämpfung wird zu manchem Exzess an Unschuldigen führen, auch an der italienischen Zivilbevölkerung. Die verbitterten Deutschen betrachten die Italiener als Hasenfüße und Verräter. Eines der schlimmsten Verbrechen findet am 12. August 1944 um und in Sant‘ Anna di Stazzema statt, als die Panzer-Aufklärungsabteilung 16 der Waffen-SS-Panzergrenadier-Division „Reichsführer SS“ im Rahmen einer so genannten „Säuberungsaktion“ auf menschenverachtend grausame Art 560 Zivilisten – Alte, Frauen und Kinder – ermordet und danach mit Flammenwerfern verbrennt. Die Opfer sind zwischen drei Monate und 86 Jahre alt. Einige wenige der SS-Soldaten haben ein Erbarmen und lassen ein paar Menschen bewusst laufen. Die anderen wüten entsetzlich.

Erwin Rommel erlässt folgende Weisung (datiert vom 23. September 1943):

„Irgendwelche sentimentalen Hemmungen des deutschen Soldaten gegenüber Badoglio-hörigen Banden in der Uniform des ehemaligen Waffenkameraden sind völlig unangebracht. Wer von diesen gegen den deutschen Soldaten kämpft, hat jedes Anrecht auf Schonung verloren und ist mit der Härte zu behandeln, die dem Gesindel gebührt, das plötzlich seine Waffen gegen seinen Freund wendet. Diese Auffassung muss beschleunigt Allgemeingut aller deutschen Truppen werden.“

Übergriffe gegenüber der Zivilbevölkerung schließt diese Anordnung in keinster Weise ein. Dies wird Rommel auch später nicht unterstellt. Doch sie ist durchaus dazu geeignet, die Stimmung hierfür hochzuputschen. Rommel befiehlt weiter (datiert vom 1. Oktober 1943):

„Dieser Krieg ist ein totaler Krieg. Soweit die Männer Italiens nicht mehr die Gelegenheit haben, mit der Waffe für die Freiheit und Ehre ihres Vaterlandes zu kämpfen, haben sie die Pflicht, ihre volle Arbeitskraft in diesem Kampf einzusetzen.“

Dies bedeutet, dass über eine Million italienische „Kriegsgefangene“ nun zum Bau von Befestigungen zwangsverpflichtet werden. Die deutsche Verbitterung ist einerseits verständlich – war man doch nur, um den militärisch blamabel gebeutelten Italienern zu Hilfe zu kommen, in einen ungewollten Krieg auf jugoslawischem, griechischem und nordafrikanischem Boden hineingezogen worden, der dann auch noch die möglicherweise entscheidende Verzögerung vor dem Einsetzen der Schlammperiode in Russland bewirkt hatte. War das der Dank? Andererseits: Militärisch ist der Waffenstillstand Italiens die klarsichtige Konsequenz aus der Frontlage in West und Ost und der gigantischen Überlegenheit des Gegners. Jedem vernünftigen Menschen muss klar sein, dass dieser Krieg nicht mehr zu gewinnen ist. Doch in der gesamten deutschen Grundeinstellung verbietet sich jegliches „Einknicken“.

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Den 70.000 alliierten Soldaten, von welchen 55.000 in der ersten Welle an Land gehen sollen, steht auf deutscher Seite im Golf von Salerno zunächst nur eine einzige Panzerdivision gegenüber – die 16. Panzerdivision. Doch die ist gewarnt, seit deutsche Aufklärungsflugzeuge die anglo-amerikanische Flotte entdeckt haben. Seit 15.40 Uhr am 8. September wissen die 17.000 deutschen Soldaten, was auf sie zukommt. Sie verfügen über etwa 100 Kampfpanzer und stehen in ihren diversen Stützpunkten bereit – eine durchgängige Abwehrfront ist über jene 50 Kilometer, welche der 16. Panzerdivision zugeteilt sind, nicht möglich. Als sie hören, dass die Italiener sie im Stich lassen, übernehmen sie sofort deren sechs Küstenbatterien im Golf von Salerno. Dies verstärkt das eigene Artilleriearsenal.

Die Briten bestehen in ihrem Abschnitt auf Vorbereitungsfeuer. Wieder legen die schweren Schiffsgeschütze mit pulverisierender Gründlichkeit alles in Schutt und Asche, was an Stellungen oder italienischen Gebäuden irgendwo das Pech hat, im Bereich ihrer Zielkoordinaten zu liegen. 40.000 Granaten sorgen dafür, dass kaum ein Stein auf dem anderen bleibt. Allerdings nur im britischen Sektor.

Der Kommandeur der 36. US-Division sieht nicht ein, wieso er arglose Italiener zur Hölle befördern oder obdachlos machen soll. Militärische Ziele sieht er nicht. Er verzichtet auf den Geschosshagel.

Um 03.30 Uhr am 9. September gehen die ersten Wellen an Land. Wütendes Geschützfeuer schlägt den Landungsbooten entgegen. Die eher überraschten Briten und Amerikaner geraten gründlich in eine granatenmäßige Katerstimmung ...

Die allerdings legt sich schnell. Als die Amerikaner bei Paestum italienischen Boden betreten, finden sie sich plötzlich in helles Scheinwerferlicht eingetaucht wieder. Eine Stimme in deutschem Akzent tönt über Lautsprecher. „You’re covered! Come on and give up!“ („Ihr seid voll im Visier und eingekreist! Kommt her und gebt auf!”). Eine böse Überraschung!

So einfach wie die Italiener bei der Landung in Sizilien machen es Ihnen die Deutschen in Salerno offenbar nicht. Die Antwort der Amerikaner ist ein Feuerhagel. Die der Deutschen ist nicht weniger eindeutig. Der Kampf hat begonnen. Stacheldraht, Maschinengewehrnester. Handgranaten, Granatwerfer. Verwundete – und Tote, viele Tote.

Die Landezonen sind durch die Mündung des kleinen Flusses Sele voneinander getrennt. Dieser Meeresbereich enthält im Gegensatz zur übrigen Küste der Bucht ausgedehnte Sandbänke, welche eine Landung hier unmöglich machen. Ferner verläuft der Fluss Sele in einem Tal, ebenso wie der Fluss Calore, welcher etwas oberhalb der Meeresmündung in den Sele einfließt. Diese Flussniederungen sind perfekte Panzergräben. Sie trennen die britischen Divisionen wirkungsvoll von den Männern der 36. US-Division. Beide Abschnitte müssen somit ganz auf sich selber gestellt separat mit den Deutschen fertig werden.

Nun – auf sich selber gestellt und auf die Hilfe der unzähligen eigenen Bomber sowie Jagdbomber zurückgreifend, die Salerno von Sizilien aus erreichen können. Und die der Schiffsartillerie ...

Den Alliierten stehen neben den trägergestützten Flugzeugen 1.395 Jäger und Jagdbomber zur Verfügung, die von Sizilien aus gerade noch Salerno anfliegen und in die Kämpfe eingreifen können. Insgesamt müssen die Deutschen mit 3.127 feindlichen Flugzeugen rechnen. Sie selber haben dem noch etwa 600 eigene Maschinen entgegenzusetzen, davon etwa 180 Jäger.

Im Nordabschnitt gehen die Briten und amerikanischen Rangers nach dem viertelstündigen Trommelfeuer an Land. Spezielle britische Raketenschiffe kommen erstmals zum Einsatz, man nennt sie „Hedgerows“. Sie können fast 800 der 7,62-cm- (3-inch-) RP-3-Projektile gleichzeitig verfeuern – mit infernalischem Kreischen. Im Zielgebiet überschneiden sich die Einsschlagstrichter, so dicht liegen sie beieinander. Ihre Wirkung ist absolut vernichtend. Doch ihr Feuer liegt schlecht.

Das der Deutschen dagegen nicht. Sie konzentrieren sich jetzt auf die Sturmboote, die bereits Nachschub heranführen. Die erste Krise entsteht. Auch die Deutschen setzen Raketenwerfer ein – ihre „Nebelwerfer“. Die „Royal Fusiliers“ melden den Standort einer Batterie nach hinten. Wenige Minuten später feuert ein Zerstörer mehrere Breitseiten auf das Widerstandszentrum. Die Nebelwerfer verstummen. Ähnlich ergeht es mehreren Gegenangriffen deutscher Panzer mit Infanterieunterstützung.

Die Briten nehmen Salerno im Handstreich und arbeiten sich an den Flugplatz von Montecorvino heran. Dort bleibt der Angriff im deutschen Abwehrfeuer liegen, die Startbahn wird zum Niemandsland. Die Kämpfe sind erbittert. Andere britische Einheiten stürmen den Ort Battipáglia. Viel weiter kommen sie nicht. Deutsche Gegenstöße allerdings auch nicht. Im Bereich der Amerikaner treten die Deutschen mit etwa 15 Panzer IV zum Gegenangriff an. Es ist 07.00 Uhr. Erst um die Mittagszeit können die Amerikaner den Angriff endgültig abwehren – teilweise mit Hilfe heroischer Einzelaktionen.

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GI‘s des 143rd US-Infantry Regiments stürmen am 9. September 1943 an Land.

Die eine deutsche Panzerdivision im Frontabschnitt von Salerno hält stand! Sie widersteht der vierfachen Übermacht.

Generaloberst von Vietinghoff reagiert schnell und souverän. Von Norden her werden im Eiltempo die nach den schweren Kämpfen in Sizilien übrig gebliebenen 27.000 Mann der 15. Panzergrenadierdivision und der Panzerdivision „Hermann Göring“ herangeführt. Im Süden überlässt von Vietinghoff die vorsichtig voranrückenden Truppen Montgomerys den Pionierabteilungen mit ihren Sprengstoff-Fallen. Die 8. Armee muss am 10. September 1943 dann auch prompt zwei Rast-Ruhetage einlegen, um ihre weit auseinander gezogenen Verbände wieder zu sammeln. Und Brückenbaumaterial heranzuführen. Am 9. September 1943 landen britische Truppen wie bei einer Parade im italienischen Kriegshafen von Tarent an der „Ferse“ des italienischen Stiefels. Die italienischen Kriegsschiffe laufen in Kiellinie aus – mit Kurs auf das britische Malta! Sie werden dort britischen Behörden übergeben.

Derweil marschieren die bisher Montgomerys Männer in Atem haltende deutsche 29. Panzergrenadierdivision und 26. Panzerdivision in Rekordtempo nordwärts in Richtung auf den Golf von Salerno.

Und wo ist die deutsche Luftwaffe in Italien? Sie fliegt dem Feind entgegen und blutet über dem Landekopf von Salerno nun endgültig aus.

Ein Bericht Feldwebel Horst Schlicks aus der 1./JG 77 gibt Aufschluss über die Kampftätigkeit in der Luft unmittelbar nach der Landung. Trotz aller anglo-amerikanischen Luftüberlegenheit fliegen deutsche Bomber und Jäger fast selbstmörderische Einsätze, etwa 550 an der Zahl in den ersten drei Tagen. Der Schwerpunkt liegt allerdings in der Dämmerung oder bei Nachtanflügen, um wenigstens hier etwas sicherer vor feindlichen Jägern operieren zu können. Doch finden auch Tagangriffe statt, für welche die Jagdgeschwader – sofern man überhaupt noch von „Geschwadern“ sprechen kann – Begleitschutz stellen. Vornehmlich sind dies die Tagesattacken des Kampfgeschwaders 100.

Auch Jagdbombereinsätze gehören zu den deutschen Abwehranstrengungen.

Für den 9. September 1943, den ersten Tag der Landung (er ist gemeint mit der Formulierung „Am nächsten Tage“), schreibt Schlick (wiederum in Präsens transferiert)*15:

„Am nächsten Tage starten wir zu Tiefangriffen auf die Landestelle bei Salerno, wo die alliierten Truppen gelandet waren.“

Zunächst müssen die 23 Me 109, davon elf der I./JG 77 und zwölf der IV./JG 3, britische Spitfires abwehren, die ihr Vordringen zum Brückenkopf zu unterbinden versuchen. Dann heißt es weiter:

„Die Flak legt ein mörderisches Feuer vor – die wissen sich schon zu schützen! Und wir Todeskandidaten fliegen mitten in den Zauber hinein; da hilft kein wildes Kurbeln, immer sitzen die Sprengpunkte direkt vor der Maschine. Auf einmal ein lauter Knall – der Motor ist getroffen und fängt sofort an zu qualmen. Ich werfe die Kabine ab, bin noch etwa 600 Meter hoch und will in dem hügeligen Gelände keine Bauchlandung machen und springe daher mit dem Schirm ab.

Nur einen Augenblick lasse ich mich fallen, ziehe dann am Bowdenzug und im nächsten Moment gibt es einen Ruck – ich hänge am Schirm. Obwohl unter mir nur hügeliges Gelände ist, komme ich ganz nah bei einer Hauptstraße, die nördlich nach Neapel führt, runter. Ich werde von deutschen Soldaten in Empfang genommen, die mir auf Wunsch hin erst einmal eine Zigarette geben. Da hier laufender Verkehr ist, komme ich schon drei Stunden später wieder bei der Gruppe an. Von unserem Dutzend Messerschmitts sind allerdings nur drei nach San Severo zurückgekehrt, zum Teil noch dazu ganz schön zerrupft.

Von den anderen finden sich einige später wieder ein, die übrigen kommen nie wieder ...“

Der Einsatz findet zwischen 17.00 Uhr und 18.25 Uhr statt. Schlick kommt bei Éboli wohlbehalten auf die Erde. Die „übrigen“ sind Unteroffizier Gerhard Mehnert (img, Werknummer 18166) und Unteroffizier Günther Schmidt (img, Werknummer 160023). Beide sind bis heute vermisst.

Dagegen stehen eine zerstörte Flakstellung der Alliierten, ein Volltreffer in ein Landungsboot, ein Treffer, der zum Kentern eines weiteren Landungsbootes führt, ein Treffer auf einem Frachter und ein weiterer in der Nähe eines Frachtschiffes, dessen Wirkung unklar bleibt.

In chronologischer Reihenfolge ergeben sich folgende Schiffsverluste vor der italienischen Küste:

Den ersten Schlag führen deutsche Torpedobomber, welche in der Nacht vom 8. auf den 9. September 1943 das britische Schlachtschiff HMS „Warspite“ und den Flugzeugträger HMS „Formidable“ nur knapp mit ihren schwimmenden Projektilen verfehlen.

Die ersten Erfolge dagegen verbucht der Gegner für sich. Zunächst versenkt die amerikanisch-britische Armada die beiden deutschen Minenräumboote R 7 und R 13 in der Bucht von Salerno.

Dann allerdings läuft der britische Monitor (das ist eine Art schwimmende Geschützplattform) HMS „Abercrombie“ auf eine deutsche Mine und wird beschädigt.

Nun erfolgt die Landung. Deutsche Geschütze treffen den Zerstörer „Laforey“ gleich mit fünf Granaten. Die Panzer-Landungsschiffe LST 336, LST 357 und LST 385 erhalten ebenfalls Volltreffer. LST 375 wird von einer deutschen Bombe erwischt, LST 386 trifft auf eine Mine. Alle genannten Schiffe werden schwer beschädigt, jedoch nicht versenkt.

Inzwischen läuft die italienische Hochseeflotte in La Spezia 80 Kilometer südöstlich von Genua aus, um sich nach dem Willen des italienischen Marineministers de Courten den alliierten Streitkräften zu unterstellen. Die Kanonen der schweren Schlachtschiffe sind eine ernste Bedrohung für die deutschen Streitkräfte, sobald die Schiffe einmal britisch-amerikanischen Schutz zu Wasser und in der Luft genießen. Es muss unter allen Umständen verhindert werden, dass der Stolz der italienischen Marine sich den Alliierten anschließt.

Als deutsche Truppen in den Hafen stürmen, sind die Schiffe weg, andere sind selbstversenkt. In ihrer Wut erschießen die deutschen Soldaten die Kapitäne letzterer Schiffe kurzerhand. Wenn es nach Hitler ginge, träfe dieses Schicksal auch die italienische Regierung, namentlich Badoglio, und den König. Selbst die gesamte „Schweinebande“ der beim Papst akkreditierten Diplomaten sei zu verhaften! Mitsamt dem Papst! Seine Generäle können Hitler das ausreden. Derweil flieht Badoglio einschließlich seiner Regierung, dem König und dem Generalstab nach Brindisi südlich des bereits britisch besetzten Tarent und überlässt die italienischen Verbände ohne Führung orientierungslos den Deutschen. Diese suchen jetzt Mussolini, welcher von einem Versteck in das nächste gekarrt wird.

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Die „Roma“ fliegt in die Luft und zieht 1.254 Männer in den Tod.

Und die italienische Flotte! Mit Admiral Carlo Bergamini an Bord, der sich de Courten widersetzt und den Kampf fortsetzen will – was die Deutschen nicht wissen können. Um genau 15.46 Uhr am 9. September 1943 ist es dann soweit. Unteroffizier Penz, Beobachter der Besatzung Leutnant Deumlings, befindet sich an Bord einer von elf Dornier Do 217 K-2 der III./KG 100 in etwa 7.000 Metern Höhe über dem 42.600 Tonnen schweren Flaggschiff der italienischen Marine. Er steuert einen Sprengkörper von 1.570 kg Gewicht mit einem Sprengkopf von 300 kg Amatol. Mitten ins Ziel, direkt ins Achterdeck.

Die Bombe durchschlägt alle Decks und den Schiffsboden. Wasser dringt ein, massiv. Wenige Minuten später verschwindet eine weitere „Fritz X“ in dem Schlachtschiff, dieses Mal zwischen dem zweiten vorderen Geschützturm und der Brücke. Unteroffizier Degan aus der Besatzung des Oberfeldwebels Steinborn steuert sie. Verheerende Feuer breiten sich aus und erreichen das vordere Munitionsdepot.

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Ein Verband amerikanischer Boeing B-17-Bomber. Die beiden oberen Maschinen sind bereits frühe G-Varianten mit Kinnturm, wie sie im Herbst des Jahres 1943 ausgeliefert werden, die übrigen sind B-17 F.

20 Minuten später ist die „Roma“ verschwunden, und mit ihr der italienische Flottenchef Admiral Bergamini sowie 1.254 italienische Matrosen. Weitere sterben auf dem Schwesterschiff „Italia“. Doch dieses Schlachtschiff, schwer getroffen, schleppt sich noch in den britischen Hafen auf Malta.

Am 9. und 10. September 1943 werden alle möglichen Einsätze geflogen, auch Tiefangriffe mit den Werfermaschinen der IV./JG 3 auf die Schiffe bei Salerno. Alleine die I./JG 77 fliegt am 10. September 1943 vier Kampfeinsätze, kann dazu aber zusammen mit dem Geschwaderstab gerade noch 21 Messerschmitt Bf 109 G-6 aufbieten – und verliert zwei weitere davon zusammen mit ihren Piloten im Ringen mit dem zahlenmäßig deutlich überlegenen alliierten Jagdschutz. Eigene Erfolge im Luftkampf können nicht erzielt werden – lediglich ein Frachter wird getroffen. Einer der beiden vermissten deutschen Flugzeugführer hat Glück im Unglück und findet sich später wieder ein.

Zu allem Überfluss müssen sich die Piloten in einem dieser Einsätze auch noch schwerer amerikanischer Bomber erwehren, als ein starker Verband viermotoriger Maschinen den Raum Foggia angreift.

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Eine Messerschmitt Bf 109 G-6/R2 des JG 53 mit Werferrohren.

Die II. Gruppe des JG 53 fliegt um 06.00 Uhr am 10. September 1943 ihren ersten Tiefangriff auf die alliierte Landungsflotte. Auch sie setzt Werfer-Geschosse ein. Ein wilder Luftkampf mit Mustangs, Lightnings und Spitfires entbrennt. Die Deutschen melden vier Abschüsse, verlieren aber zwei eigene Maschinen. Die Piloten bleiben allerdings unverletzt.

Weitere Einsätze an diesem Tag folgen. Abgesehen von technischen Problemen, die zwei Ausfälle nach sich ziehen, büßt das Geschwader heute drei Messerschmitt Bf 109 G-6 ein sowie ebenso viele Piloten, welche alle vermisst sind. In einem Fall ist das allerdings zweifelhaft, möglicherweise kehrt Leutnant Karl Holland (3./JG 53) später doch zurück (die diversen Angaben sind nicht eindeutig).

Mehr Glück hat die IV./JG 3. Bis auf zwei leicht beschädigte Maschinen entgehen die Piloten dieser Einheit stärkerem Unheil.

Für heute ...

In der Nacht zum 11. September 1943 greifen drei deutsche Schnellboote der dritten Schnellbootflottille unter Kapitänleutnant Müller an. Sie versenken den amerikanischen Zerstörer USS „Rowan“.

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Eine Me 109 G-6 wird betankt. Auch sie ist mit den ungeliebten und im Luftkampf auch ineffektiven Raketenwerfern ausgerüstet.

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Britische Truppen und Fahrzeuge der 128. Brigade, 46. Division werden am 9. September 1943 am Strand von Salerno aus LST 383 („Landing Ship Tank“) an Land gebracht.

Der Morgen graut. Die deutsche Luftwaffe startet erneut. Trotz der Schwärme alliierter Jäger bei Tage! Und es gelingt dennoch, Erfolge herauszufliegen. Dornier Do 217 E-5 der II./KG 100 und die aerodynamisch verbesserten, mit voll verglastem Bug ausgerüsteten Do 217 K-2 der III./KG 100 setzen über Salerno ihre Geisterwaffen ein. Der amerikanische Kreuzer USS „Savannah“ wird durch den Volltreffer einer „Fritz X“ schwerst demoliert, der Kreuzer USS „Philadelphia“ wird nur knapp verfehlt. Auf der „Savannah“ lassen 200 Seeleute ihr Leben.

Am 13. September 1943 trifft es den britischen Kreuzer HMS „Uganda“ völlig unerwartet. Das deutsche Flugzeug ist nicht einmal zu sehen – es herrscht kein Fliegeralarm! Sieben Stahldecks werden durchschlagen, 1.000 Tonnen Wasser dringen ein. Das Schiff wird schwer beschädigt, während weitere „Fritz X“ dieses Mal den US-Kreuzer „Philadelphia“ beschädigen und auch die englischen Zerstörer HMS „Loyal“ und HMS „Nubian“ durch Nahtreffer demolieren. Das Lazarettschiff HMHS „Newfoundland“ wird von einer Hs 293-Gleitbombe versenkt.

14. September 1943. Dieses Mal erwischt es einen Truppentransporter – es ist die SS „Bushrod Washington“. Eine Hs 293 befördert das Schiff auf den Meeresgrund, es sinkt schließlich einen Tag nach dem Luftangriff.

Nun treffen Verstärkungen ein. Die britischen Schlachtschiffe HMS „Rodney“, „Valiant“ und „Warspite“ erscheinen im Golf von Salerno.

Mancher Matrose an Bord der „Warspite“ hätte sich gewünscht, besser nicht mit seinem Schiff zum Ort der Schlacht befohlen worden zu sein. Zwei ferngelenkte Bomben verfehlen am 16. September 1943 das Schiff knapp, erzeugen dennoch Schäden am Rumpf und Wassereinbrüche. Eine dritte „Fritz X“ durchschlägt sämtliche Decks des Schiffs-Riesen einschließlich dessen doppeltem Rumpfboden und explodiert unter dem Schlachtschiff. 5.000 Tonnen Wasser dringen ein. Trotzdem kann die „Warspite“ nach La Valetta auf Malta geschleppt werden. Sie fällt sieben Monate lang aus.

Weitere zwei US-Transportschiffe und drei Landungsboote werden durch Luftangriffe beschädigt.

Inzwischen haben deutsche Fallschirmjäger den „Duce“ im Hotel Campo Imperatore auf dem Gran Sasso ausfindig gemacht. In einem Husarenstreich wird Mussolini befreit. Er installiert in Norditalien eine Marionettenregierung von Hitlers Gnaden. Und lässt seinen Schwiegersohn, Graf Galeazzo Ciano, exekutieren, da dieser an jenem Staatsstreich gegen ihn beteiligt war.

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In der Bucht von Salerno wird derweil erbittert gekämpft. Am 10. September 1943 sind Montgomerys Vorausabteilungen immer noch gute 200 Kilometer von den Landestränden entfernt. Lieutenant General Clark hat inzwischen seine Reserve an Land gebracht, zwei Regimenter der 45. US-Infanteriedivision. Auch die Deutschen haben erste Verstärkungen herangeführt.

Und greifen an. Die „Royal Fusiliers“, die Battipáglia besetzt hatten, werden unter schweren Verlusten aus dem Ort getrieben. 1.500 Mann werden gefangen genommen. In den Bergen nördlich Salerno toben schwerste Kämpfe mit hohen Verlusten beider Seiten. Am 11. September 1943rollen amerikanische Panzer vor und versuchen, Éboli nördlich und Altavilla südlich des Sele-Tales in ihren Besitz zu bekommen. Gelänge dies, so wäre den Deutschen ein Teil ihres beherrschenden Schussfeldes genommen und der Weg zum Ausbruch aus der Bucht geebnet.

Doch die Amerikaner bleiben vor Éboli im deutschen Geschosshagel liegen. Altavilla aber können sie einnehmen – für kurze Zeit. Am 12. September 1943 werfen die Deutschen sie unter blutigen Verlusten wieder aus dem Ort hinaus und von der Höhe 424 hinunter. Das II. Bataillon des 143. US-Infanterieregimentes wird überrannt und völlig aufgerieben. Über 500 Mann fallen oder geraten in deutsche Gefangenschaft, der Rest rennt in wilder Flucht in Richtung Strand. Die Deutschen sehen ihre Chance. Bleiben sie den Amerikanern auf den Fersen, so kann die verflucht exakt feuernde Schiffsartillerie der Alliierten, die bisher jeden Gegenangriff im Explosionshagel erstickte, nicht eingreifen. Sie würde die eigenen Leute treffen.

Die deutschen Panzer stoßen nach, rollen hinterher. Es ist die schlimmste Krise der Landungstruppen. Als die Panzer den Zusammenfluss von Sele und Calore erreichen, sind sie nur noch drei Kilometer vom Strand entfernt. Jetzt geht es ums Ganze!

Lieutenant General Mark Wayne Clark ist an Land gegangen!

Lediglich eine Furt trennt die deutschen Panzer vom Durchbruch! Die Brücke über den Calore ist zerstört, doch die flache Stelle des Flusses ermöglicht einen Übergang. Die Amerikaner trommeln alles zusammen, was sie haben – Köche, Fahrer, Mechaniker. „Dort habt Ihr eine Waffe – kämpft um Gottes Willen!“ Und sie konzentrieren die Feldgeschütze des 189. und 158. Feldartillerienbataillons.

Acht Schuss pro Minute verlassen die 10,5 cm durchmessenden Rohre. Die Kanoniere leisten Schwerstarbeit. 4.000 Granateinschläge verwandeln die Furt in das Tor zur Hölle.

Allmählich wanken die deutschen Angreifer.

Dann ziehen sie sich zurück. Es war die einmalige Chance, die Amerikaner und in deren Folge auch die Briten ins Meer zurückzutreiben. Von nun an haben deren Jagdbomber und Schiffsgeschütze jedes Mal aufs Neue das letzte Wort.

Derweil funkt General Montgomery, der alsbald zum Feldmarschall befördert werden sollte, aufmunternde Worte nach Salerno. „Durchhalten! Wir haben schon miteinander Kontakt!“. Clark funkt verärgert zurück. „Davon habe ich noch nichts gemerkt!“

Am 14. September 1943 ist Clark endgültig nahe daran aufzugeben. Widerstrebend bereiten sich die Marineeinheiten darauf vor, die gelandeten amerikanischen Truppen zumindest in den britischen Sektor oder gar wieder zurück aufs Meer zu verschiffen. Ist es so schlimm? Es ist so schlimm!

Nun springen in der Nacht amerikanische Fallschirmjäger im südlichen Frontsektor ab. Die militärische Hilfe der 1.300 Mann ist weniger bedeutsam als der psychologische Effekt. Wieder kommt es fast gleichzeitig zu einem nächtlichen deutschen Luftangriff. Doch dieses Mal feuert kein einziges alliiertes Flugabwehrgeschütz. Man hat die Lektion von Sizilien gelernt.

Der Rest der 45. US-Division geht an Land, auch die 7. britische Panzerdivision. Und wieder greifen die Deutschen an. Dieses Mal verlieren sie 30 Panzer im Geschosshagel.

Die Waage neigt sich. Ganze Wellen alliierter Mittelstrecken- und Jagdbomber belegen jedes deutsche Ziel mit einem Bombenteppich, die Schiffsarmada verschießt in all den Tagen über 10.000 Tonnen an Sprenggranaten – mit erstaunlicher Präzision. Diesem Überfluss an Material können die Deutschen nur einen ohnmächtigen Zorn entgegensetzen. Und ihren schier unglaublichen Mut.

Doch der reicht nur zum Sterben. Verstärkungen der Amerikaner und Engländer treffen ein und gehen im dichten Feuerschutz an Land. Es wird immer aussichtsloser, den Brückenkopf einzudrücken.

Und irgendwann einmal wird vielleicht auch dereinst Montgomerys ruhmreiche 8. Armee auf der Bildfläche erscheinen. Nun ist der 18. Tag in diesem blutigen September 1943. Die Deutschen sehen ein, dass ein weiteres Anrennen sinnlos ist.

Es ist in der jetzt entstandenen Lage klüger, sich auf eine besser befestigte Verteidigungslinie zurückzuziehen. Man ist noch lange nicht besiegt! Das Gelände offeriert genug Möglichkeiten.

General Eisenhower ist mehr als erleichtert. Hatte sich doch herumgesprochen, dass er zur ersten Wahl für die Leitung der Operation „Overlord“, der Invasion in Nordfrankreich, gehört. Wenn die Truppen in Salerno wieder in die Boote getrieben worden wären, wäre seine Karriere ruiniert gewesen.

Es war ganz knapp gewesen.

Um ein Haar sind die alliierten Landungstruppen trotz vielfacher Überlegenheit gegen einen entschlossenen Widersacher einem totalen Fiasko entgangen.

Die Amerikaner büßen 3.500 Mann ein, die Briten 5.500. Gemeinsam sind dies 9.000 Soldaten.

Aber Süditalien gehört nun den Alliierten.

Von nun an müssen sie sich an Pässen vorbei über Berge und Schluchten durch widrigstes Gelände voranarbeiten, Verhältnisse, die den findigen deutschen Gegner zu jeder Art Hinterhalt geradezu einladen. Sperren, die nur über die Berge selber zu umgehen sind. Bis zur nächsten Stellung, gesprengten Brücke usw. ! In den Vereinigten Staaten setzt plötzlich eine völlig unerwartete Nachfrage ein.

Hat man bisher Panzer, Schützenpanzer, Geschütze, Schiffe, Flugzeugträger, Bomber und Jäger sowie Lastwagen in ungeahnten Mengen angefordert, so benötigt Amerika nun sehr viel vielseitigere, hochentwickelte, intelligente Fortbewegungs- und Transportmittel. Diese sollten geländegängiger sein als Vierradantrieb. Vierbeinlauftrieb wäre besser ...

Amerika braucht Maulesel! Und Leute, die mit den Viechern umgehen können ...

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