Die Armada ist kaum zu beschreiben. Wer kann sich ein Meer über dem Meer vorstellen? Das untere Meer besteht aus Wasser, man nennt es Mittelmeer. Das obere ist aus Eisen und Stahl, man nennt es Invasionsflotte. Es sind 3.300 Schiffe, die sich mit sieben Divisionen an Bord in Richtung Norden in Bewegung setzen. Zwei Divisionen mehr als später beim „D-Day“. 160.000 Mann, 1.800 Geschütze, 14.000 Fahrzeuge und 600 Panzer.
Doch das ist nur der Anfang! In den ersten drei Tagen, also vom 10. bis zum 12. Juli 1943, betreten insgesamt 250.000 britische und kanadische sowie 228.000 amerikanische Soldaten sizilianischen Boden – insgesamt 478.000 Mann. Fast eine halbe Million.
1.500 Geschütze italienischer Küstenbatterien und Divisionsartillerie erwarten sie. Viele davon stammen als Beutestücke österreichungarischer Produktion noch aus dem Ersten Weltkrieg.
Die Besatzungen der Transportflugzeuge, die sich in der Nacht zum 10. Juli 1943 der sizilianischen Küste nähern, sind anhand von Luftbildern geschult worden. Die Luftbilder zeigen die Absprungzonen der amerikanischen Fallschirmjäger ganz genau, ebenfalls die Landegebiete für die britischen Lastensegler. Es sind brillante Bilder – bei schönstem Wetter und blauem Himmel fotografiert. Bei Tage!
Um nicht von eigener Schiffs-Flugabwehrartillerie abgeschossen zu werden, müssen die Piloten einen umständlichen Umweg fliegen – im Zick-Zack. Dazu kommen Windböen. Der Rest ist Blindflug. Als die zweimotorigen Douglas C-47 „Skytrain“ oder „Dakota“ (die Militärversion der DC-3) ungefähr über den Zielgebieten sein müssten, wissen die Besatzungen nur noch andeutungsweise, wo sie sind.
Das Einzige, was die Männer sehen, wenn sie nach unten blicken, ist das Mündungsfeuer der deutschen und italienischen Flugabwehrgeschütze. Heftiges Flak-Feuer schüttelt die Transporter durch – im günstigeren Falle. Sechs „Dakotas“ werden abgeschossen, 74 Lastensegler gehen verloren. Die 3.400 amerikanischen Fallschirmjäger finden sich in Grüppchen über dem ganzen südlichen Inselteil versprengt wieder. In den 144 britischen Lastenseglern bereiten sich die 1.200 Männer der Einsatzkommandos auf das knirschende Geräusch der Landung im felsigen Geröll vor. Für viele Soldaten in den 70 zu früh ausgeklinkten Segelflugzeugen ist das Rauschen des Wassers beim Aufsetzen auf das Mittelmeer das Letzte, was sie noch hören. Der starke Wind hatte sie zurückgetrieben auf die offene See. Nur 87 Mann der restlichen Truppe erreichen den Ponte Grande, die Brücke, die sie zu sichern haben. Sie können die Brücke besetzen und unter schweren Verlusten durch deutsche Artillerie so lange halten, bis die gerade noch 19 Überlebenden von Landungstruppen freigekämpft werden.
02.45 Uhr. Die gigantische Invasionsflotte eröffnet ein gewaltiges Trommelfeuer auf die Landezonen. An den Landungsstränden treffen die Bodentruppen zunächst auf wenig Widerstand. Pattons 7. amerikanische Armee geht bei Licata, Gela und Scoglitti an Land, während Montgomerys 8. britische Armee wunschgemäß im Osten beidseits der Halbinsel Pachino den Fuß auf italienischen Boden setzt.
Bei Gela wird ein Trupp amerikanischer Rangers ab einer Annäherung von 500 Metern an die Küste unter heftiges Maschinengewehrfeuer genommen – ein ganzer Zug fällt. Scheinwerfer beleuchten die Szene, werden von den Schiffsgeschützen ausgeschaltet. Einige italienische Küstengeschütze feuern – und treffen. Landungsbote werden zertrümmert, es gibt Tote, Verwundete. Viele allerdings sind es nicht. Denn andererseits rücken amerikanische Einheiten bei Licata in eine italienische Stellung, deren Besatzung nicht einen Schuss abfeuert, sondern in größter Hast die Flucht ergreift. Auch der wichtige Hafen von Syrakus fällt der britischen 5. Division völlig ohne Gegenwehr in die Hand. Sie findet die modernen Verteidigungsanlagen gesprengt vor – von den italienischen Verteidigern fehlt jede Spur. Admiral Priamo Leonardi hatte den kampflosen Rückzug nach Augusta befohlen. Fast alle Küstendivisionen der Italiener gehen den Weg des geringsten Widerstandes. Sie leisten nämlich keinen.
Es ist etwa 04.00 Uhr. Generalmajor Paul Conrath befehligt die deutsche Division „Hermann Göring“. Seine Verbindungen zum italienischen Oberbefehlshaber der Achsentruppen in Sizilien, General Guzzoni, sind durch die schweren Bombenangriffe der Alliierten unterbrochen. Doch Spähtrupps und Nachrichten aus dem deutschen Hauptquartier Generalfeldmarschall Kesselrings in Frascati bei Rom alarmieren den Divisionsgefechtsstand. Knapp 32 Kilometer nordöstlich von Gela – bei Caltagirone – stehen seine 90 Panzer – davon 17 schwere des Typs „Tiger“ – und die Infanterieeinheiten. Conrath zögert nicht. Angriff auf die US-Landezone! Sofort!
Der erste Widerstand kommt aus der Luft. Der Tag bricht an. Alliierte Bomber und Jagdbomber setzen den deutschen Panzerkeilen zu, gefolgt von „Hit and run“-Überfällen einzelner Trupps der gelandeten Fallschirmjäger. Dann erschweren auch noch technische Probleme den Gegenangriff. Die deutschen Panzer „Tiger I“ sind die ersten Modelle dieses starken und hochmodernen Kampfwagens – bei einigen versagt die Steuerung. Andere bleiben in den dichten Olivenhainen stecken. Dann stellt sich dem deutschen Vordringen ein amerikanisches Bataillon in den Weg.
Es wird niedergekämpft. Der Kommandeur wird gefangen genommen. Weiter! Amerikanische Reserven werden den Deutschen entgegengeworfen. Sie halten stand – und den deutschen Vorstoß auf.
Inzwischen ist die italienische Division „Livorno“ mit etwa zehn völlig veralteten Panzern in das bereits von Amerikanern besetzte Gela eingedrungen, hat aber versäumt, rechtzeitig Infanterie nachzuführen. Die Amerikaner zwingen mit „Bazookas“ (eine Panzerabwehr-Handfeuerwaffe für ein Zwei-Mann-Team, welche Raketengeschosse auf kurze Entfernung verschießt) die italienischen Kampfwagen zum Rückzug. Jetzt endlich nähert sich die Infanterie – in geschlossener Formation. Doch nun haben sich die US-GI’s am Ortsrand zur Abwehr formieren können. Die Italiener bieten in ihrer militärisch dilettantischen Paradeordnung ein nicht zu verfehlendes Ziel. Es ist ein fürchterliches Blutbad.
Am nächsten Morgen wird der deutsche Angriff mit den Italienern koordiniert wieder aufgenommen. Die Deutschen stoßen vor! Etwa 60 deutsche Panzer rollen voran, einige kämpfen sich bis auf zwei Kilometer an den Landestrand heran und nehmen die anlandenden Amerikaner unter gezieltes Feuer. Ein Bataillon Feldartillerie der 7. US-Armee hält verzweifelt dagegen. Die Lage der Landungstruppen ist mehr als kritisch. Ihr Ausladen wird gestoppt. Sie nebeln sich ein, um den Panzern die Sicht zu nehmen.
Wäre der deutsche Stoßkeil nur etwas stärker gewesen, er hätte die Amerikaner jetzt ins Meer treiben können. Doch hierfür reichen die Kräfte nicht mehr. Langsam ziehen sich die Panzer zurück.
Ein schwerer Fehler, denn bisher hatte die amerikanische Schiffsartillerie es nicht gewagt, in die Kämpfe einzugreifen. Die Deutschen waren so nahe herangekommen, dass man hatte fürchten müssen, die eigenen Leute zu treffen. Durch den deutschen Rückzug vergrößert sich nun aber der Abstand.
Ein mörderisches Trommelfeuer setzt ein! Es ist ein Desaster. Man kann sich vorstellen, was in den hilflosen, wenig erfahrenen Panzerbesatzungen vor sich gegangen sein muss, als meterhohe Explosionssäulen schwerster Granateinschläge rings herum den Boden umpflügen – und ein Panzer nach dem anderen förmlich in seine Einzelteile zerfetzt wird. Das Inferno ist überall – vorne, hinten, es gibt kein Entkommen. Zwei Drittel der Angreifer (43 Panzer) werden vernichtet.
Ein zerstörter deutscher Tiger. Es ist unwahrscheinlich, dass Schiffsgranaten diesen Panzer außer Gefecht gesetzt haben. Deren Wirkung wäre sichtbar drastischer gewesen.
Die Panzerkommandanten seien schließlich zu der „Erkenntnis“ gelangt, schreibt US-Major General Bradley später etwas zynisch, „dass ein 25 Tonnen wiegender deutscher Panzer IV einem Kreuzer nicht gewachsen ist!“
Wo zum Teufel ist die starke italienische Flotte? Sie steht unter alliierter Beobachtung durch britische Schlachtschiffe und Flugzeugträger vor ihren Stützpunkten – und wagt es nicht auszulaufen.
Die Luftwaffe allerdings wagt es, über den schwer gesicherten Landungszonen ihr Möglichstes zu tun! Die Alliierten fliegen ohne Unterlass Jagdstreife – und dennoch greifen die deutschen Kampfflieger mit äußerster Entschlossenheit an. Zwei Minuten vor 05.00 Uhr treffen die Bomben einer deutschen Heinkel He 111 sechzehn Seemeilen vor der Küste den amerikanischen Zerstörer USS „Maddox“. US-Quellen machen bisweilen deutsche „Sturzkampfbomber“ (Ju 88?) für die Versenkung verantwortlich.
202 Matrosen, acht Offiziere und der Kommandant Eugene S. Sarsfield sterben, als eine der Bomben das hintere Magazin zur Explosion bringt. Das Schiff kentert und sinkt innerhalb von zwei Minuten – genau um 05.00 Uhr. Nur 74 Mann können sich retten.
Zehn Minuten später wird das Minenräumboot USS „Sentinel“ von deutschen Bombern angegriffen und schwer beschädigt. Vier weitere Angriffe durch Jagdbomber folgen, bei welchen die Geschützbedienungen Treffer reklamieren an zwei deutschen Messerschmitt Me 210. Dieser Flugzeugtyp ist der Nachfolger der Me 110 und Vorläufer der Me 410, äußerlich in den zu diesem Zeitpunkt geflogenen, bereits modifizierten Versionen (Me 210 A-1/A-2) kaum von der seit Januar 1943 ausgelieferten, gründlich verbesserten Me 410 zu unterscheiden. Im Mittelmeerraum fliegt die III./ZG 1 die Me 210 A-1 als Schnellbomber. Die Offensivbewaffnung der 563 km/h schnellen Me 210 besteht aus zwei 7,62-mm-MGs und zwei 20-mm-Kanonen, nach hinten sichern zwei 13-mm-MGs in Seiten -„Barbettes“.
Es dauert bis 10.45 Uhr – dann sinkt die Sentinel.
He 111 H-6, 5./KG 26. Solch einem Bomber fällt die USS „Maddox“ zum Opfer.
Der dichte Jäger-Schirm über der Invasionsflotte macht Luftangriffe der deutschen Bomber – mit oder ohne eigenen Jagdschutz – zu einem gewagten und gefährlichen Unterfangen. Dennoch gehen die Besatzungen der Luftwaffe dieses enorme Risiko ein. Sie sind entschlossen, es dem Gegner so schwer wie möglich zu machen.
Am frühen Nachmittag des 11. Juli 1943 setzen knapp drei Dutzend Junkers Ju 88-Mittelstreckenbomber zum Angriff auf die Invasionsflotte im amerikanischen Küstenabschnitt an.
Das „Liberty“-Frachtschiff „Robert Rowan“ ist nicht das erste, auch beileibe nicht das einzige Schiff der gigantischen alliierten Kriegsflotte, welches den deutschen Luftangriffen zum Opfer fällt. Doch es ist mit ziemlicher Sicherheit eine der spektakulärsten Versenkungen in der Geschichte amerikanischer und britischer Schiffsverluste, die sich bis in den entlegenen Golf von Suez (6. Oktober 1941, 01.30 Uhr morgens, Versenkung der SS „Thistlegorm“ durch zwei He 111 der II./KG 26) verfolgen lässt ...
Messerschmitt Me 210. Die stärker motorisierte Me 410 unterscheidet sich nur leicht. Seitlich ist die neuartige, hochmoderne Abwehrbewaffnung in Form ferngesteuerter Maschinengewehrgondeln sichtbar, die vom Heckschützen bedient werden. Sie sind dreh- und schwenkbar. Kontakte verhindern Eigenbeschädigungen.
Die „Robert Rowan“ hat amerikanische Infanterie an Bord – und eine volle Ladung Artilleriemunition! Die deutschen Ju 88 setzen zum Sturzflug an – eine Bombe trifft den Frachter voll im vorderen Bugbereich. Das Ergebnis ist ein nicht zu beherrschendes Feuer – auf einem Pulverfass!
Es grenzt an ein Wunder, dass alle 421 Mann an Bord mit Hilfe von PT-Booten („Patrol Torpedo Boat“, ein Schiffstyp, welcher den deutschen Schnellbooten ähnelt) rechtzeitig evakuiert werden können, bevor das Feuer den Laderraum mit den Granaten erreicht. Die Besatzungen der PT-Boote bringen die Männer an Bord des Zerstörers USS „McLanahan“ und sind mehr als erleichtert, dass sie es geschafft haben, etwas Abstand zwischen sich und den Frachter zu bringen, als gegen 14.15 Uhr die brisante Ladung des Schiffes explodiert ...
Seitenrumpf einer Messerschmitt Me 210 mit den ferngesteuerten seitlichen Waffenständen. Die Ausbuchtung des Heckfensters der Kanzel erlaubt dem Schützen eine gute Sicht auch nach seitlich hinten unten.
Dieses Foto zeigt eine der beiden Heckwaffen des Flugzeugtyps Messerschmitt Me 410. Trotz ihrer hohen Geschwindigkeit und zudem dieser zwei strömungsgünstigen Abwehr-MGs ist die Maschine feindlichen Jägerattacken nur mit Mühe und viel Können der Besatzung gewachsen.
Das Ende der „Robert Rowan“.
Der interne Bombenschacht einer Messerschmitt Me 410 trägt zwei 500-kg-Bomben, bei Zerstörervarianten (U2) nimmt der Bugraum statt Bomben weitere 20-mm- oder 30-mm-Kanonen auf.
Junkers Ju 88 greifen im Sturzflug an.
US-Landungsboot am Strand unter Feuer.
Das weithin sichtbare Inferno hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck bei den Amerikanern. Auch bei den demoralisierten Geschützbedienungen der mehr als 5.000 Flugabwehrgeschütze auf den amerikanischen Schiffen. Denn die Männer kauen schwer an den Ereignissen der letzten Nacht – vom 10. zum 11. Juli 1943.
Die deutschen Bomber hatten ihnen schon den ganzen Tag über das Leben schwer gemacht. Nun kommen sie auch bei Dunkelheit – auf eine reichlich durchtrieben clevere Art. Ganze Reihen von Leuchtfallschirmen tauchen die gesamte Invasionsflotte vor Gela in ein helles, magnessium-induziertes blau-weißes Licht. Es blendet die Flugabwehr-Kanoniere, die einen Gegner bekämpfen müssen, den sie im unheimlichen Dunkel des Himmels über ihnen nicht sehen. Aber der sieht sie! Dennoch werden zwei Ju 88 abgeschossen.
Es ist 22.30 Uhr, als die Bomben rings um die Schiffe das Wasser aufwühlen. Die US-Kanoniere feuern aus allen Rohren! Da – Vorsicht! Jetzt kommen sie im Tiefflug! Deutlich sind die blauen Auspuffabgase an den Motoren der offenbar zweimotorigen Maschinen erkennbar. Torpedobomber?
Das böse Ende eines Kampfeinsatzes. Ein US-GI betrachtet gemeinsam mit italienischen Zivilisten die sterblichen Überreste eines deutschen Piloten vor den rauchenden Trümmern der zerschellten Maschine.
Die Besatzung einer Ju 88 auf dem Weg zum Angriffsziel. Der vierte Mann liegt in der Bodenwanne zur Abwehr nach hinten unten, während der rückwärts feuernde obere Schütze hier nach vorne blickt.
„Fire!“ Und Treffer! Noch einer! Die Amerikaner sehen es mit tiefer Genugtuung! Gebt es Ihnen, schießt sie zum Teufel, die verfluchten Nazi-Bastarde! Einige Bomber stürzen brennend ins Meer. Aus anderen lösen sich Fallschirme, etwas Dunkles baumelt daran. Reihenweise! Verflucht, werfen die Hunde jetzt Minen ab? „Holt sie herunter, diese Schweine!“
Es gehört zu den fatalen psychologischen Mechanismen jedes Krieges, dass der seelische Aderlass der Erlebnisse fast nur durch einen archaischen Vernichtungswillen dem „Feind“ gegenüber zu ertragen ist. Der Feind ist ein „Schwein“ – sonst könnte man ihn nicht mit der nötigen Inbrunst töten. Daher erlaubt sich der Verfasser bewusst diese Wortwahl, welche die Stimmung, Gemüts- und Seelenlage der Soldaten beschreibt, und nicht etwa an Groschenromane erinnern soll. Diese Nachfühlbarkeit ist dem Autor ein Anliegen. Die Flugabwehrbatterien am Strand nehmen die schwarzen „Dinger“ am Fallschirm unter Beschuss, in der Annahme, dass es feindliche Besatzungen abgeschossener deutscher Bomber sind, denen nur der Tod zu gönnen ist. Oder deutsche Fallschirmjäger. Ähnlich verhalten sich ihre Kollegen auf den Schiffen. Als einer der „Bomber“ nahe des US-Zerstörers „Beatty“ eine Notlandung auf dem Wasser macht, haben die Kanoniere keine Hemmungen, auch noch das hilflose Flugzeugwrack samt seiner ebenso wehrlosen Besatzung mit 2-cm-Schnellfeuergeschossen einzudecken.
Bis sie erkennen, dass die Form des im Geschosshagel regelrecht zerfetzten Flugzeuges verdächtig einer amerikanischen C-47 „Dakota“ ähnlich sieht!
Es ist das grausame Pech der amerikanischen Luftlandeeinheiten, dass Pattons Befehl, sämtliche Truppen von der Verstärkung in Form von 144 Transportflugzeugen mit 2.000 Fallschirmjägern an Bord zu informieren, nicht an alle Geschützbedienungen durchgedrungen war. Und auch, dass mitten in einem deutschen Luftangriff niemand mehr an die Männer der 82. „Airborne“-Luftlandedivision gedacht hatte. Deren Kommandeur war extra vorher persönlich nach Sizilien geflogen, um sicherzustellen, dass genau das nicht passiert, was nun geschehen war.
23 abgeschossene und 37 schwer beschädigte C-47 „Dakotas“ sind die Bilanz – und 229 tote oder verwundete Fallschirmjäger. Die zahlenmäßige Ähnlichkeit der Verluste an Transportflugzeugen mit dem „Palmsonntag-Massaker“ ist reiner Zufall.
Eine Junkers Ju 88 A-4 des KG 54.
Währenddessen gehen die deutschen Luftangriffe weiter – zunehmend in der Nacht, da die Verluste am Tage beträchtlich sind. Aber auch die Erfolge. Alleine am 13. Juli 1943 gehen acht alliierte Schiffe verloren.
Deutsche und italienische Schnellboote greifen ebenso in die Kämpfe ein wie auch U-Boote. Auch hier stehen den Erfolgen schmerzhafte eigene Verluste gegenüber.
Auf dem Land stoßen die alliierten Truppen inzwischen zügig vor. Das XIII. britische Korps arbeitet sich am 11. Juli 1943 an der Küste entlang in Richtung auf Augusta vor. Auf italienischen Widerstand treffen sie nicht. Auch nicht das XXX. britische Korps, das sich landeinwärts wendet und Verbindung zu den Amerikanern herstellt. Die wiederum marschieren mit der 3. US-Division von ihrer westlichen Flanke bei Licata aus in Richtung Agrigento. Dort steht die italienische Division „Napoli“. Zumindest auf dem Papier. Denn in der Realität löst sie sich buchstäblich in Luft auf. Die Männer werfen teilweise ihre Uniformen weg und verschwinden einfach von der Bildfläche.
Am 12. Juli 1943 dringen die Briten in die Kriegshafen-Festung Augusta ein. Wieder ist der italienische Admiral Leonardi der Kommandant – wie bereits in Syrakus. Und wieder lässt er alle Verteidigungsanlagen sprengen – Befestigungen auf eigenem Boden, die in der Hand von entschlossen Widerstand leistenden Kämpfern nur schwer einzunehmen gewesen wären.
Die meisten italienischen Verbände auf Sizilien existieren nun nicht mehr. Generalfeldmarschall Kesselring fliegt nach Sizilien und stellt das „vollkommene Versagen der italienischen Divisionen“ fest.
Inzwischen fliegen die Deutschen Verstärkungen aus Südfrankreich heran. Am Abend springt die Vorhut der 1. Fallschirmjägerdivision unter Generalleutnant Richard Heidrich in der Ebene um Catania ab und bezieht Stellung. Am Vormittag des 13. Juli 1943 landet das MG-Bataillon auf dem Flugplatz Catania selbst – und stellt zufällig fest, dass die Italiener den Hafen klammheimlich bereits räumen. Das Sprengen der 3-cm-Küstengeschütze wäre allerdings aufgefallen. Vielleicht unterbleibt es deshalb. Sofort nehmen die Fallschirmjäger diese in Besitz – unzerstört. Dafür fallen alle ihre Panzerabwehrkanonen (PaK) einem schweren amerikanischen Luftangriff auf den Flugplatz zum Opfer.
Die erste Fallschirmjägerbrigade der britischen 1. Luftlandedivision nennt sich „Red Devils“ („rote Teufel“). Sie wissen nicht, dass sie es auf der anderen Seite mit Kollegen zu tun bekommen – Heidrichs so genannten „Grünen Teufeln“. Der Kampf verspricht, eine höllisch heiße Sache zu werden!
Er wird es auch. Über Augusta gerät der Verband aus 105 C-47 „Dakota“-Transportflugzeugen mit 30 Lastenseglern im Schlepp zuerst in eigenes Flugabwehr-Feuer. Es ist die dritte Katastrophe dieser Art in Folge. Flugzeuge stürzen brennend ins Meer. Der Rest fliegt weiter – und wird nun von der deutschen Flak in Empfang genommen. 23 Maschinen gehen verloren – von 1.856 Fallschirmjägern erreichen nur 295 die Simeto-Brücke – ihr Ziel. Der Rest ist tot oder irrt irgendwo in der Gegend herum.
Am 14. Juli 1943 werfen die deutschen Fallschirmtruppen jene aus England wieder aus der Brücke hinaus. Die „Roten Teufel“ werden von den „Grünen Teufeln“ vertrieben, könnte man sagen. Ein Spiel, doch nur in Worten. Denn es sind Männer, Menschen.
Ein kanadischer Sherman-Panzer amerikanischer Bauart prescht durch den von Bomben zerstörten Ort Regalbuto.
Inzwischen sind fünf deutsche Jäger-Bataillone versammelt – und auf der anderen Seite nähert sich die gesamte Northumberland-Division. Die viel stärkere britische Einheit holt sich eine blutige Nase.
Nun disponiert Montgomery um. An der Küste ist gegen die deutschen Teufel offenbar kein Durchkommen! Also schickt er sein XXX. Korps auf der anderen, westlichen Seite des Ätna um den Vulkan herum. Dass er dadurch den dort vorrückenden Amerikanern, denen dieser Bereich mit der Straße Nr. 124 ausdrücklich zugeordnet ist, massiv ins Gehege kommt, stört Montgomery nicht im Geringsten.
Er fragt nicht einmal seinen Vorgesetzten, General Alexander. Als der davon erfährt, billigt er den Plan jedoch sofort und gibt Anweisungen an Lieutenant General Patton dahingehend, dass dieser den Briten passiven Flankenschutz und ansonsten jede mögliche Unterstützung geben solle – aber keinesfalls selbst zum Sturm auf Messina ansetzen möge. Pattons Blutdruck nimmt gefährliche Werte an!
Nun gut. Wenn also nicht nach Osten, so hat Patton dafür im Westen freie Hand. Zumindest glaubt er das. Palermo ist die Hauptstadt Siziliens. Auch hiermit lassen sich weltweite Schlagzeilen machen. Patton peitscht seine Männer über die Gebirgspässe. Als der Brite General Alexander ihn jedoch erneut anweist, lediglich Rückendeckung für dessen Landsmann Montgomery zu leisten, platzt Patton der Kragen. Wutschnaubend fliegt der Amerikaner ins Hauptquartier nach Tunis. Alexander ist völlig überrascht und gibt sofort nach. Er hatte mit Pattons gekränktem Ehrgeiz nicht annähernd gerechnet.
Diesem Ehrgeiz beider Erzrivalen fallen unzählige amerikanische und britische Soldaten zum Opfer! Denn von nun an setzt ein haarsträubender Wettlauf der 7. US-Armee und 8. britischen Armee ein um die Ehre, als Erste den Rückzugshafen der Deutschen einzunehmen: Messina.
Am 22. Juli 1943 kapituliert der italienische Kommandant Palermos kampflos. Westsizilien gehört nun Pattons 7. Armee. Jetzt ist der Weg frei an der Nordküste Siziliens entlang in Richtung Osten, nach Messina. Wären da nicht die Deutschen ...
Doch die sind da – und wie! Seit 16. Juli 1943 stehen die Truppen der Wehrmacht unter dem Kommando des General Hube, der sich als Kommandeur der 16. Panzerdivision vor Stalingrad ausgezeichnet hatte. Er weiß, wie man eine Front stabilisiert. Aus Italien wird die deutsche 29. Panzergrenadierdivision nachgeführt. Montgomery wiederum holt die 78. britische Infanteriedivision aus Tunis herbei.
Es bildet sich eine geschlossene deutsche Front in den Bergen bis zur Ebene bei Catania, die „Simeto-Linie“. Dahinter baut Hube eine noch stärkere Befestigung aus, man nennt sie „Ätna-Stellung“.
20. Juli 1943. Erbitterte Kämpfe entbrennen. Schwere britische Angriffe bei Misterbianco und Sferro werden zurückgeschlagen, bei Leonforte gelingt den Kanadiern am Folgetag ein Durchbruch. Am 31. Juli 1943 kämpfen sich die frischen Truppen der 78. britischen Division bei Centuripe nach fünf Stunden Trommelfeuer in den Rücken des zahlenmäßig hoffnungslos unterlegenen 3. deutschen Fallschirmjägerregimentes. Die „grünen Teufel“ halten trotzdem. Am 1. August 1943 verwandeln alliierte Bomber das sizilianische Städtchen in einen rauchenden Trümmerhaufen. Die Deutschen geben dennoch nicht auf. Das Ringen um den Ort ist mörderisch. Erst am 3. August 1943 können die Briten den Ort nehmen – nur, um ihn nach einem furchtbaren Bombenteppich der eigenen Flugzeuge wieder an die deutschen Fallschirmjäger zu verlieren. Erst um 23.00 Uhr ist der Ort endgültig in britischer Hand.
Ähnlich verbissen krallen sich die deutschen Fallschirmjäger an den Ort Regalbuto. Ein einziges lächerliches Bataillon steht gegen eine komplette britische und zwei kanadische Brigaden! Etwa 600 bis 800 Mann gegen gerundete 15.000 Soldaten des Gegners! Die gesamte Artillerie der 1. kanadischen Division hämmert auf den Ort ein. Tagelang vergeblich! Erst am 2. August 1943 ziehen sich die überlebenden Deutschen auf die Ätna-Stellung zurück.
Es spricht für die Standhaftigkeit der deutschen Verteidiger, dass General Eisenhower in seinem Bericht schreibt: „Die hier eingesetzten deutschen Einheiten gehörten zu den besten, die wir im ganzen Krieg angetroffen haben!“ Ebenfalls geradezu bewundernd äußert sich der britische General Alexander in seinem offiziellen Statement.
Und es ist erst der Anfang!
An der Nordküste machen die Deutschen Pattons Männern das Leben schwer. Die haben nur eine Bergstraße (Nr. 120) und eine genauso gebirgige Küstenstraße (Nr. 113) zum Vorrücken zur Verfügung – mit vielen Tunneln und Brücken. Und an jeder geeigneten Engstelle wehren sich die Deutschen – in bester Verteidigungsposition hinter zerstörten Brücken oder gesprengten Tunneln. Diese Stellungen auszuschalten gelingt nur, indem die Amerikaner bei fast 40 °C (im Schatten!) die Berge um den Abwehrriegel herum erklettern. Was natürlich von den Deutschen vorhergesehen wird und so manchen Hinterhalt ermöglicht. Ist es geschafft, ziehen sich die Verteidiger einfach bis zur nächsten Brücke zurück. Und nehmen die US-Pioniere, die im Schweiße ihres Angesichts versuchen, eigenen Fahrzeugen ein Vordringen über die zerstörte Straße zu ermöglichen, unter genau gezieltes mörderisches Granatwerferfeuer.
Patton hat jedoch kein Erbarmen. Und keine Zeit! Er muss vor Montgomery in Messina sein! Vorwärts, Männer! Um jeden Preis! Die Ehre der US-Army steht auf dem Spiel!
Bei einem Lazarettbesuch kommt es sogar zu Tätlichkeiten, als Patton einen an ernster Granatfeuerneurose leidenden Soldaten mit der Waffe in der Hand ins Gesicht schlägt und als „gottverdammten Feigling“ mit dem Erschießen bedroht – bis ein Oberstabsarzt einschreitet. Kurz zuvor hatte er einen Soldaten in einem anderen Lazarett gefragt, was ihm fehle. Sichtbare Wunden hatte er nicht. Er habe schlapp gemacht, antwortet der GI. Darauf wirft ihn Patton aus dem Zelt! Die Diagnose „Malaria und Ruhr“ war noch nicht gestellt! Als Eisenhower das erfährt, ist Patton um ein Haar seinen Posten los!
Immerhin! Reichsmarschall Hermann Göring hat dieses Risiko nicht, als er nach einem „wenig erfolgreichen“ Einsatz des JG 77 am 25. Juni 1943 gegen viermotorige amerikanische B-17 (Major Johannes Steinhoff und Unteroffizier Bernhardt können je einen US-Bomber abschießen, Oberleutnant Dudeck gelingt ein „Herausschuss“. Acht weitere Erfolge sind als Gruppenabschuss bestätigt!) in einem Fernschreiben konstatiert, die beteiligten Jäger hätten „versagt“ und von jeder der beteiligten Jagdgruppen sei ein Flugzeugführer wegen Feigheit vor dem Feind vor das Kriegsgericht zu stellen. Sprich: zu erschießen!
Von den Jagdgruppen, die am Ende ihrer Spritreserven auf den großen amerikanischen Verband gestoßen waren und noch wenig Erfahrung im Umgang mit den abwehrstarken riesigen „Fliegenden Festungen“ gehabt hatten, melden sich sofort alle Gruppenkommandeure verbittert und gekränkt für das Erschossenwerden. Schließlich könne man den „Feigling“ nicht durch Würfeln ermitteln!
Deutsche Soldaten liegen am Maschinengewehr im Hinterhalt über einer Straße.
Es geschieht nichts dergleichen. Dieser psychologisch verheerende Befehl Görings, der sich schnell in seiner gesamten Luftwaffe herumspricht, wird vom General der Jagdflieger Adolf Galland laut Steinhoffs Memoiren konterkariert. Andere Quellen dementieren das! In jenem oben erwähnten Gespräch Major Steinhoffs mit General Galland kommt natürlich auch der unselige Befehl Görings zur Sprache.
Der kommandierende General setze sich mit Nachdruck dafür ein, dass der Befehl des Reichsmarschalls rückgängig gemacht werde, entgegnet Galland angeblich unangenehm berührt.
Zerstörte Küstenstraße im amerikanischen „Sektor“.
„Dennoch kann er nicht ungeschehen gemacht werden, Herr General!“ antwortet Steinhoff. „Die Flugzeugführer sind tief getroffen und verletzt. Sie glauben, dass man sie nicht mehr versteht. Sie haben mir doch eben eine Vorstellung von der Übermacht vermittelt, auf die wir täglich treffen! Ich bin der Überzeugung, dass diese Quantität nur durch überlegene Qualität, verbunden mit dem entsprechenden Kampfwillen, aufgewogen werden kann! Aber unsere Jäger sind nicht mehr besser als die der Alliierten. Sie wissen selbst, dass schon während der Schlacht um England das Pendel hin und her schwankte, weil der fliegerische Vorsprung einmal auf der einen und das nächste Mal auf der anderen Seite war. Das ist längst vorbei, wir haben seit langem keinen Vorsprung mehr. Als ich im April von der Ostfront kam, um mich nach zwei Jahren Luftkrieg gegen einen schlecht geschulten und technisch unterlegenen Gegner wieder mit den Briten herumzuschlagen, da musste ich die bittere Erfahrung machen, dass im Katz- und Mausspiel über der Wüste Afrikas inzwischen die Rollen vertauscht worden waren. Und wir sind jetzt definitiv die Maus, mit der die Katze spielt!“
„Ich weiß, was Sie sagen wollen!“ erwidert Galland. „Aber in einem mit Klugheit und Disziplin geführten Jagdkrieg wird immer noch das Glück und der Erfolg auf unserer Seite sein!“
„Aber Menschen sind keine Maschinen, Herr General! Die Grenze der Leistung ist bei den meisten Flugzeugführern längst erreicht! Ich meine, es gibt moralische Maßstäbe, die nicht durch Befehle ersetzt werden können!“
„Wie meinen Sie das?“ fragt Galland zurück.
„Ich will damit sagen, dass Tapferkeit – oder besser Selbstüberwindung – nicht einfach befohlen werden kann! Jedenfalls nicht durch Befehle, die eigentlich verletzende und entehrende Vorwürfe sind!“
„Aber nun hören Sie doch endlich mit der Geschichte auf! Ich habe Ihnen doch gesagt, dass er es nicht so meint!“ Was will Galland auch anderes sagen – seiner eigenen Überzeugung zum Trotz? Offenbar überzeugen seine Worte Steinhoff nicht.
„Ich fürchte, Herr General, er meint es so!“
Und Galland selbst? Auch er spricht oft von „Versagen“ und ordnet bei Misserfolg Sanktionen an ... *8
Am 25. August 1943 kann Steinhoff über dem Flugplatz seiner Gruppe in einem atemberaubenden Luftkampf innerhalb von nur vier Minuten ebenso viele amerikanische P-38 „Lightning“ abschießen. So viel zur Klugheit und Disziplin des deutschen Jagdkrieges ...
Die Stadt Troina ist hoch auf einem Bergrücken gelegen. Es ist das Pech der Amerikaner, dass die Staatsstraße Nr. 120 hier hindurch führt. Rings um Troina versperren unzugängliche Gipfel eine Umgehung, die Ufer der Gebirgsflüsse rings herum sind von den Deutschen vermint.
Pattons Männer haben keine Ahnung, was sie erwartet, als sie relativ arglos der Stadt entgegenziehen. Das ändert sich schnell. Die Einheiten der 15. deutschen Panzergrenadierdivision überblicken die gesamten Zufahrtswege aus idealen Stellungen – und von oben. Und nicht nur das – sie besitzen den Schneid, gegen eine vielfache Übermacht auch noch zum Gegenangriff überzugehen.
Bei einem dieser Gegenstöße fallen 1.600 deutsche Soldaten der amerikanischen Artillerie und den US-Jagdbombern zum Opfer. Doch auch die erlittenen Verluste der Amerikaner sind enorm.
Ein neueres italienisches Jagdflugzeug ist die Macchi C.202 „Folgore“. Mit dem in Lizenz gefertigten deutschen Motor kann sich die Folgore bis in mittlere Höhen recht gut behaupten und ist daher bei den italienischen Piloten beliebt.
Es dauert bis zum 6. August 1943, bis sich Pattons Truppen durchsetzen können. Viele von Ihnen bezahlen die Eroberung Troinas mit dem Leben.
An der Küste versucht Patton mit drei nacheinander durchgeführten amphibischen Landungsoperationen, den deutschen Verteidigern in den Rücken zu fallen. Jedes Mal vergeblich – unter hohen Verlusten. Der deutsche Rückzug wird allenfalls etwas beschleunigt, doch er findet geordnet statt.
Inzwischen setzen sich die letzten noch kämpfenden italienischen Einheiten über die Meeresenge von Messina auf das italienische Festland ab – und parallel zu ihnen auch die deutschen Truppen. Es darf nicht verschwiegen werden, dass es auch einige wenige gut geführte und gut ausgerüstete italienische Einheiten gibt, die erbittert und standhaft Widerstand leisten. Es ist eine Meisterleistung der diesen Rückzug deckenden Kampfverbände, dass die Rückführung der Männer mitsamt allem Material fast reibungslos vor sich geht. Trotz absoluter Luftüberlegenheit der bereits teilweise von Flugplätzen auf Sizilien operierenden alliierten Luftstreitkräfte und der angloamerikanischen Seeherrschaft.
500 deutsche Geschütze auf dem Festland schützen die übersetzenden Fähren und Prahme gegen die Royal Navy. Diese wagt es nicht, in die Straße von Messina einzulaufen.
Die alliierten Bomber und ihre Begleitjäger wiederum treffen auf erbitterten Widerstand der verbliebenen Jagdflieger. So viel zur Tapferkeit und Selbstüberwindung der deutschen Piloten.
Den anglo-amerikanischen Kampffliegern gelingt es, (nur) neun Fähren und Landungsfahrzeuge zu versenken und den italienischen Übersetzverkehr zeitweise zu unterbinden. Den deutschen Fährverkehr unterbrechen sie nicht. Am 17. August 1943 verlässt als Letzter General Hube die Insel.
Am 18. Juli 1943 war es erneut zu einem Massaker gekommen, als P-38 „Lightnings“ der 37th und 48th FS ein Sunderland-Flugboot auf einer Seerettungsmission begleiten. Unglücklicherweise kreuzen 15 Ju 52 auf ihrem Flug nach Sardinien deren Weg. Keine einzige der Junkers Ju 52 kommt in Sardinien an.
Fast 40.000 deutsche Soldaten gelangen unversehrt nach Italien und entkommen damit dem alliierten Versuch, sie auf Sizilien einzukesseln und abzuschneiden. Das ist ein deutscher Erfolg. 9.600 Fahrzeuge, 47 Panzer, 94 Geschütze und 16.500 Tonnen Material werden aufs Festland evakuiert. Und 4.500 Verwundete. Die Italiener bringen etwa 70.000 Mann und circa 75 Geschütze in ihr Mutterland.
Auf der anderen Seite bleiben 145.000 Italiener zurück – größtenteils „Gefangene“.
Die Deutschen hinterlassen 12.000 Tote auf sizilianischer Erde. Dort sind sie im letzten Frieden vereint mit ihren gefallenen Gegnern, 7.500 Amerikanern und 11.500 Briten bzw. Kanadiern.
Ach ja – um es nicht zu vergessen:
Patton gewinnt den aufopfernden Wettlauf gegen Montgomery um volle zwei Stunden.
Und noch etwas sollte Erwähnung finden. Der italienische Diktator Benito Mussolini, der „Duce“, ist seit dem 25. Juli 1943 vom „großen faschistischen Rat“ zum Rücktritt gezwungen und verhaftet worden. Den letzten Anstoß hatte am 19. Juli 1943 ein alliierter Luftangriff auf die Bahnhöfe Littorio und Termini in Rom gegeben, dem 4.000 Zivilisten tot oder verwundet zum Opfer fielen.
Sein Nachfolger, Feldmarschall Pietro Badoglio, schwört Stein und Bein, er werde der „Achse“ und somit Hitlers Deutschland treu bleiben. Es glaubt ihm keiner, am wenigsten in Berlin.
Seit dem 4. August 1943 verhandeln Badoglios Gesandte insgeheim in Lissabon mit den Alliierten.