„L“ steht für „Liaison“, und das heißt „Verbindung“. Die unbewaffnete amerikanische Piper L-4 „Grasshopper“ ist somit ein „Verbindungsflugzeug“ – es bringt Passagiere, meistens Offiziere, im sicheren rückwärtigen Luftraum von einem Ort zum anderen. Was die Aufgabe dieser Flugzeuge nicht immer so ganz zutreffend beschreibt, beispielsweise nicht, wenn der Flug in 60 Metern Höhe über ein „feindliches“ Kloster führt und der Pilot dort wieder landet, wo er gestartet ist. Und auch nicht dann, wenn der Startplatz eine improvisierte Sperrholzpiste auf einem Panzerlandungsschiff ist. Die einzige „Verbindung“, die dann hergestellt wird, ist die der Schiffsgranaten von der Rohrmündung ins Zielgebiet.
Als ein amerikanischer Artilleriebeobachter von seiner Piper L-4 aus eine gemeinsam mit Infanterie zum Angriff vorrückende deutsche Panzerkolonne erkennt, bündeln nur Minuten später nicht weniger als 200 alliierte Geschütze ihr Feuer auf diesen spezifischen Frontabschnitt.
Es ist immer wieder dasselbe. Die alliierte Materialüberlegenheit ist erdrückend – vor allem das Vernichtungspotential von See her und aus der Luft. Am 16. Februar 1944 stürmen die Soldaten der 14. deutschen Armee los. Allerdings bleibt General von Mackensen nichts anderes übrig, als seine Panzer entlang der Straßen, vornehmlich jener von Albano Laziale nach Ánzio, vorrücken zu lassen. Denn das offene Gelände beidseits davon ist vom Regen so aufgeweicht und sumpfig, dass weder amerikanische, britische, noch deutsche Kampfwagen dort operieren können. Das macht den Panzervorstoß angreifbar. Die Verteidiger haben es leicht, sich auf diese Routen einzuschießen – und einzubomben.
Hitler ist versessen darauf, das „Eitergeschwür“ bei Ánzio zu eliminieren. Persönlich befiehlt er ein Eliteregiment an die vorderste Front – das besonders fanatische Infanterie-Lehrregiment aus Berlin. Bisher ein reiner Ausbildungsverband – sportlich trainiert und dem Führer treu ergeben!
Diese Männer sind besonders motiviert. Für Adolf Hitler ist dies ein Garant für den Erfolg. Doch die Soldaten dieser Vorzeige-Paradeeinheit haben noch nie gekämpft. Wieder einmal. Für den Führer allerdings ist patriotisch-indoktrinierter Kampfgeist wichtiger als Erfahrung! Wo ein Wille ist, da stellt sich auf Dauer nichts in den Weg! Von Mackensen sieht das anders, doch er hat sich zu fügen.
Die kampferprobten GI‘s der 45. US-Division machen sie fertig. Es ist wenig motivierend für die übrigen deutschen Divisionen, ihre mit so viel Vorschusslorbeeren ausgestatteten „Elite“-Kameraden aufgelöst zurückweichen zu sehen. Doch noch schlimmer ist der Verlust der Panzer! Einer nach dem anderen fällt dem Geschützfeuer der Alliierten und deren Jagdbombern zum Opfer.
Dennoch geraten die Engländer und Amerikaner immer stärker unter Druck. Die Stadt Aprília wird den Briten entrissen. Es wird ernst! Der amerikanische Major General Lucas setzt jetzt alles ein, was er hat. Er lässt Trommelfeuer schießen – aus sämtlichen Rohren. Bald wird seinen Kanonieren die Munition knapp. Lucas fordert die Schiffsgeschütze an. Die schweren Granaten der Kanonenboote, Zerstörer und Kreuzer wühlen die italienische Erde um. Und alles, was auf ihr und in ihr Deckung sucht.

Anzio.
Über 700 Einsätze fliegt die alliierte Luftwaffe alleine am 16. Februar 1944 gegen den deutschen Sturmangriff. Die Deutschen halten dagegen. Was Jagdbombereinsätze betrifft: mit stolzen 20 Focke-Wulf 190 A-6 und vor allem G-3, welche die II. Gruppe des Schlachtgeschwaders 4noch in den Kampf werfen kann. Ähnlich düster sieht es bei der I. Gruppe aus.
Dennoch fliegen die Schlachtflieger unermüdlich – alleine die II./ SG 4 etwa 100 Einsätze heute, also durchschnittlich fünf Starts pro Pilot. Die Jagdgruppen bringen es mit ihren etwa 80 startklaren Me 109 G-6 (von 120 vorhanden Maschinen) auf 170 Einsatzflüge – etwas mehr als zwei pro Flugzeugführer.
Auch die Artillerie der 14. deutschen Armee feuert zurück. Zwei Eisenbahngeschütze, in Tunneln vor feindlichen Bombern versteckt, rollen aus der Deckung und dreschen in den Brückenkopf. Die Wirkung ihrer Granaten hat ein wenig Ähnlichkeit mit jener der angloamerikanischen Schiffskanonen.
Es wird erbittert gekämpft. Die Verluste sind hoch – auch hier an dieser Front – auf beiden Seiten. Fünf Tage lang tobt die Schlacht. Danach ist der Landekopf fast gespalten – Meter für Meter werden die Briten und Amerikaner zurückgedrängt. Hinter ihnen ist das Meer! Es fehlt nicht mehr viel zum deutschen Sieg! Die 45. US-Division hat die Hauptwucht des deutschen Angriffes zu ertragen. Ganze Kompanien sind nun eingeschlossen, umzingelt. Doch die Amerikaner geben nicht auf. Sie sind bis auf die letzte Verteidigungslinie vor der Küste zurückgeworfen worden – es geht nun ums Ganze!
Nahkämpfe, mit letztem Mut, zäh, verbissen, ohne Schlaf, bei Tag und Nacht! Handgranaten, Maschinenpistolen, Gewehre und Bajonette. Es wird geschossen, gehauen und gestochen. Und gestorben.
Am 20. Februar 1944 brechen die Deutschen den Angriff ab. Sie haben 19.000 Mann verloren. Die Briten und Amerikaner ebenso viele. Doch sie haben sich behauptet, mit allerletzter Kraft. Zwei Tage später wird Major General Lucas abgesetzt und durch Major General Lucian K. Truscott abgelöst.