17. Der Himmel voller Geigen

Samstag, 23. Dezember 1944

Seit den frühen Morgenstunden herrscht auf den Einsatzbasen der alliierten Luftstreitkräfte in England Hochbetrieb. Ein Geschwader nach dem anderen an viermotorigen Bombern der 8. US-Luftflotte startet zum Flug nach Deutschland, während zusätzlich rund 400 leichte und mittlere Bomber der 9. US-Luftflotte das Frontgebiet der deutschen „Ardennenoffensive“ um die Eifel zum Ziel haben und britische Bomber Köln bombardieren werden.

Am heutigen Tage ist eine schon lange nicht mehr erlebte Luftaktivität zu beobachten, denn die Schlechtwetterfront, welche seit Beginn der Ardennenoffensive am 16. Dezember 1944 die deutschen Bodentruppen vor den alliierten Tieffliegern bewahrte und den tiefen Vorstoß der deutschen Truppen durch die amerikanische Frontlinie, den bisherigen Erfolg der Offensive ermöglichte, hatte sich über Nacht aufgelöst. Der Druck der Deutschen wächst. St. Vith ist von Truppen der „Wehrmacht“ zurückerobert worden, die Amerikaner sind in Bastogne eingeschlossen und in einer verzweifelten Lage. Doch von nun an werden die hart bedrängten, zurückgeschlagenen und demoralisierten amerikanischen Bodentruppen wieder ihre gewohnte, alles entscheidende Unterstützung aus der Luft erhalten. Die deutschen Landser, deren letzter erfolgreicher Großangriff noch einmal Hoffnung auf eine Wende des Krieges aufkeimen ließ, werden erkennen, dass sie gegen massierte Bomben- und Raketenangriffe der britischen und amerikanischen Jagdbomber keine Chance haben. Die meisten bezahlen diese Erkenntnis mit dem Leben.

Während die 9. US-Luftflotte von Frankreich und Belgien aus die amerikanischen Bodentruppen direkt unterstützt, richtet sich der Angriff von 417 schweren Bombern der in England stationierten 8. US-Luftflotte gegen Eisenbahnknotenpunkte im linksrheinischen Gebiet bei Trier, Dahlem und Ahrweiler, um die Nachschubwege der Deutschen zu zerstören. Die Bomber werden von über 400 amerikanischen Begleitjägern geschützt.

Die IV./JG 4 startet bereits um 09.00 Uhr in Frankfurt. Fast eine Dreiviertelstunde lang geschieht nichts, dann treffen die deutschen Jagdflugzeuge etwa 20 Kilometer nördlich von Trier auf amerikanische Jäger des bulligen Typs P-47 „Thunderbolt“. Es sind etwa 15 Jagdmaschinen. Hauptmann Ernst Laube gelingt es, bis auf 80 Meter Entfernung an eine dieser riesigen Jagdflugzeuge heranzukommen. Sein Feuerstoß trifft die Thunderbolt mit voller Durchschlagswucht, sie stürzt ab. Auch Fähnrich Horst Grüner aus der 15. Staffel setzt sich gegen eine Thunderbolt durch, ebenso erfolgreich ist Oberleutnant Hans Schleef. Die amerikanischen Jäger stürzen jeweils vernichtet zu Boden.

Wie fast immer hat die Angelegenheit allerdings auch eine Kehrseite. Das nüchterne Zahlenverhältnis bleibt ausgeglichen, denn auch die Amerikaner revanchieren sich in drei Fällen. Die 13. Staffel verliert Oberfähnrich Herdtle, dessen Me 109 G-14/AS (Image, Werknummer 780343) mitsamt dem Piloten nie wieder gesehen wird, sowie Unteroffizier Heinz Weber (Image, Werknummer 783931), der bei Ehrang abstürzt. Bei Biewer nordöstlich von Trier trifft es die dritte Me 109 G-14/AS – dieses Mal aus der 16. Staffel (Image, Werknummer 782391) – deren Pilot Unteroffizier Karl-Heinz Witt ebenfalls fällt.

Kurz nach 11.00 Uhr werden die schweren Focke-Wulf 190 A-8/R2-„Sturmjäger“ der II. Gruppe des JG 4 zusammen mit den schnelleren Me 109 G-14 der als Deckung fliegenden I. Gruppe auf einen in Richtung Homburg und Kaiserslautern einfliegenden US-Bomberverband angesetzt. Es handelt sich um einen 152 Boeing B-17 starken Viermotpulk, der von 117 Mustangs begleitet wird, ergänzt durch Lightnings und britische Spitfire, die wachsam im Einsatzraum Streife fliegen.

Die deutschen Abfangjäger sind noch im Steigflug und weit entfernt von einer günstigen Angriffshöhe, als in etwa 3.000 Meter Flughöhe bereits das Unheil über sie hereinbricht. Es hat den Namen einer nordamerikanischen Pferderasse und jeweils sechs Browning-Maschinengewehre. Die Mustangs richten ein Massaker an.

Oberleutnant Hans-Martin Markhoff, Staffelkapitän der 8. (Sturm-) Staffel, ist mittendrin. *1 „Am 23.12. fliegen die Alliierten einen Angriff auf Koblenz und wir sollen diesen Verband angreifen. Es ist heller Wahnsinn, wie man uns an die Viermots heranführt. Während wir von Bingen in Richtung Trier langsam auf Kampfhöhe klettern, kommen die Bomberverbände von Trier her uns entgegen. Das kann nicht gut gehen, zumal unser [Me 109 -] Jagdschutz schon bald nicht mehr zu sehen ist. Wir haben mit der 8. Staffel also allein den Jagdschutz zu übernehmen.

Als in etwa 7.500 Meter Höhe hinter uns einige dunkle Punkte auftauchen, glaube ich anfangs, unser Jagdschutz würde wieder Anschluss an uns suchen. Aber bereits auf ca. 800 Meter Entfernung bekommen wir Beschuss von den mit Überhöhung angreifenden Mustangs. Ich gebe sofort Befehl zum Einkurven, doch keiner der Flugzeugführer hat Erfahrungen im Jägerkampf *2! Während ich mich allein mit circa sechs bis neun Mustangs herumschlage und eine mit Treffern von mir und dicker Rauchfahne abzieht *3, wird der Rest der Staffel, die zu Einzelfliegern zersplittert wurde, Stück für Stück von den Mustangs abgeschossen.

Ich erhalte in der Kurbelei mit den Mustangs einige Treffer, kann jedoch etwas den Vorteil ausnutzen, dass diese sich mitunter selbst behindern. Ich kann mir aber ausrechnen, dass ich auf die Dauer chancenlos bleiben muss, und so ergreife ich die nächste mögliche Gelegenheit, um im Sturzflug unter die Wolken zu verschwinden. Von Orientierung ist natürlich keine Rede mehr, und so fliege ich nach Osten, um den Rhein oder die Mosel als Auffanglinie zu erreichen. Durch die Aufregung hatte ich übersehen, dass mein Kompass nach einem Treffer ausgefallen ist, und so fliege ich in Wirklichkeit gen West statt nach Osten. Ich merke dies erst, als ich vor mir einen Flugplatz erkenne, der mit Spitfire und Mustangs besetzt ist. Also wieder hoch über die 8/10 geschlossene Wolkendecke und nach Osten fliegen, wobei mir die Sonne aus Süden die Richtung weist.

Es klappt ganz gut, obwohl der Sprit rasch abnimmt. Über dem Hunsrück werde ich erneut angegriffen, diesmal von Spitfires. Ich kann diese anfangs noch recht gut auskurbeln, aber als wegen Spritmangel mein Motor stehen bleibt, steige ich aus.“

Markhoff ist nach dem in einer völlig durchsiebten Focke-Wulf A-8/R2 regulär gelandeten Unteroffizier Tharann der einzige seiner Staffel, der sich wieder in Babenhausen einfindet – mit dem Fallschirm unter dem Arm. Sechs der acht an dem geschilderten Luftkampf beteiligten Piloten kehren nicht zurück. Leutnant Eduard Schmidt (Image, Werknummer 682732) und Leutnant Dietmar Bischoff (Image, Werknummer 682771) „verfranzen“ sich hoffnungslos und fliegen in die falsche Richtung – möglicherweise ihrem Staffelkapitän hinterher! Sie geraten beide nach einer Bauchlandung bei Florenville in Gefangenschaft. Leutnant Bischoff ist verwundet und benötigt schnellstens ärztliche Hilfe, die er auch erhält. Feldwebel Oswald Höflich (Image, Werknummer 681476), Unteroffizier Arno Walter (Image, Werknummer 682682), Unteroffizier Josef Nefzger (Image, Werknummer 681326) und Unteroffizier Heinz Haug (Image, Werknummer 682659) sind bis heute vermisst und müssen als gefallen gelten, im Falle des Unteroffiziers Haug ist dies sicher. Hinzu kommen zwei Verluste der 5. Staffel, deren Piloten Unteroffizier Erich Keller (Image, Werknummer unbekannt) und Unteroffizier Herbert Brucksch (Image, Werknummer 682766) eine Bruchlandung hinlegen, wobei Keller bei Brackenheim unverletzt aus seiner Maschine steigt, während Brucksch verwundet den Überschlag seines Sturmjägers auf dem Flugplatz Großostheim übersteht. Aus der I. Gruppewird Gefreiter Franz Lammel getroffen aus seiner Messerschmitt Bf 109 G-14 (Image, Werknummer 462980) geborgen.

Am späten Vormittag treffen die Messerschmitt Bf 109 der III. und IV. Gruppe des JG 27 und Focke-Wulf 190 A-8 von Teilen des JG 54 sowie der III./JG 11 auf den amerikanischen Verband. Die ersten feindlichen Jäger, auf die sie treffen, sind die P-38 „Lightning“ der 9th USAAF, namentlich die Doppelrumpfjäger der 367th FG (Fighter Group), 392nd FS (Fighter Squadron). Ein Teil der deutschen Maschinen wird sofort in verbissene Luftkämpfe verwickelt. Plötzlich haben die Formationen der Luftwaffe auch noch Schwärme von P-47 „Thunderbolts“ über sich. Es sind die Maschinen von Colonel Schillings kampferprobter 56th Fighter Group (61st, 62nd, 63rd Fighter Squadron), die sofort ihre Zusatztanks abwerfen, um sich anschließend auf den Gegner zu stürzen. Die deutschen Piloten erkennen zwar die Gefahr, doch die aus der Überhöhung kommenden P-47 sind zahlenmäßig und durch den Geschwindigkeitsüberschuss des Sturzfluges im Vorteil.

Colonel David Schilling, Kommandeur der 56th Fighter Group, beschreibt, wie er nach bereits zwei Abschüssen einen dritten Me 109-Jäger lange verfolgt. Zuerst verfehlen Schillings Geschosse seinen Gegner, der ihm den Abschuss nicht leicht macht, im Gegensatz zu den ersten zwei, die wohl eher Anfänger gewesen waren. Doch dieser weicht geschickt nach rechts aus und geht in einen Sturzflug über. Das allerdings sollte man nicht tun, wenn man in einer leichten Messerschmitt sitzt und eine bullige schwere „Thunderbolt“ hinter sich hat. Schilling kommt schnell näher, begünstigt durch das gewaltige Gewicht seiner „Jug“ (Kurzform von „Juggernaut“ = Brummi, Laster, Koloss), wie sie die P-47 „liebevoll“ nennen. Damit ist das Schicksal seines dritten Gegners besiegelt – zumindest seines Jagdflugzeuges. Schilling schießt den Deutschen in etwa 5.200 Meter Flughöhe ab, beobachtet aber, dass er mit dem Fallschirm abspringen kann. *4

„Zu diesem Zeitpunkt bin ich von den anderen drei Gruppen getrennt und bin allein. Ich höre per Sprechfunk Major Comstock von der 63ten Fighter Squadron in einem höllischen Kampf und rufe ihn nach seiner Position. Als ich versuche, ihn zu finden, sichte ich eine andere Formation von 35-40 Focke-Wulf 190 etwa 350 Meter unter mir, nach links abdrehend. Ich wiederhole dieselbe Taktik wie zuvor und greife aus 450 Metern Entfernung leicht überhöht von links an. Das Flugzeug beginnt sofort zu brennen und kippt nach links ab. Ich gebe dann auf eine zweite einen Feuerstoß ab und erziele zwei oder drei Treffer. Er fliegt sofort wilde Ausweichmanöver und ich benötige mehrere Minuten, bis ich mich wieder in Schussposition manövrieren kann. Ich feuere aus knapp 300 Metern von links oben und er zwingt mich, über ihm durchzuziehen und erst zu schießen, als er bereits unter der Motorhaube außer Sicht kommt. Ich verpasse ihm einen Feuerstoß von fünf Sekunden und beginne, Treffer über die gesamte Maschine zu erzielen. Der Pilot steigt sofort aus und das Flugzeug kreiselt nach links, rauchend und brennend, bis es in etwa 5.000 Meter Höhe explodiert.“

Tatsächlich wehren sich die deutschen Piloten insgesamt nicht gegen einzelne Feindjäger, sondern gegen eine Übermacht. Auch ist festzustellen, dass die amerikanischen Abschussmeldungen erst ab Winter 1944 einer gewissen strengeren Überprüfung unterliegen. Dies ist insofern notwendig, da die US-Air-Force-„claims“ zu diesem Zeitpunkt die deutsche Luftwaffe längst ausgelöscht gehabt haben müssten, wäre ihre Anzahl stimmig. Allerdings haben die Amerikaner der Luftwaffe in der Tat sehr schwere Schläge zugefügt. Fragwürdigkeiten sind besonders bei den Meldungen der Bomber-Bordschützen zu beobachten. Am 17. April 1943 melden diese beispielsweise in einem außergewöhnlich krassen Fall den sicheren Abschuss von 63 deutschen Jägern, weitere 15 seien „wahrscheinlich“ vernichtet worden. Es sind in Wahrheit vier – abgesehen von einem Zusammenstoß weitab vom Geschehen. Geht ein Feindjäger mit Rauchschweif nach unten, so wird er regelmäßig von allen Schützen, die auf ihn feuerten, als eigener Erfolg reklamiert. So vervielfältigt sich schnell ein einzelner Treffer auf das Zehnfache. Ein Treffer, der zudem noch lange kein Abschuss sein muss. Denn ein Aufprall, der nach Jägerkriterien den Abschuss als zählbaren Erfolg erst sichert, und dies auch nur dann, wenn ein Kamerad es eindeutig bezeugt oder die Auswertung der Jagdflugzeug-Geschützkamerafilme die Vernichtung des Gegners belegt, ist aus 8.000 Metern Bomber-Flughöhe so gut wie nie zu beobachten. Nur wenn der Feindjäger sichtbar explodiert oder der Absprung des Piloten erkennbar ist, kann aus der Sicht eines Bordschützen seriöserweise überhaupt von einem (sicheren) Abschuss gesprochen werden. Doch auch die Meldungen der amerikanischen Jagdgruppen sind nicht immer ganz mit den genannten Kriterien in Einklang zu bringen, ohne mit dieser Aussage die Überzeugung des Piloten, tatsächlich einen Abschuss erzielt zu haben, infrage stellen zu wollen. So dürften die in Schillings Schilderung mutterseelenallein erzielten Abschüsse eigentlich nicht gezählt werden – es sei denn, Schilling war doch nicht ganz so alleine und es gibt Luftzeugen, oder die automatisch beim Auslösen der Bordwaffen mitlaufende Filmkamera liefert den Beweis. Denn de facto wurden sie gezählt, alle fünf Erfolge gemeinsam um 11.45 Uhr! Es ist durchaus davon auszugehen, dass diese Meldungen nicht nur in diesem Fall, sondern generell in der Mehrzahl der Fälle zutreffen. Und doch ergibt sich ein restlicher Unsicherheitsfaktor, wenn ein unbestreitbar getroffener Feindjäger, der mit einer dunklen Rauchfahne stürzend in den Wolken verschwindet, als sicherer Abschuss gewertet wird – wie in zwei von fünf „claims“ des Captain Donald S. Bryan (328th FS, 352nd FG) am 2. November 1944 der Fall, dessen detaillierte Schilderung ohne Zweifel nach bestem Wissen und Gewissen erfolgt ist. Vermutlich zieht Bryan absolut die richtigen Schlüsse – aber eben doch „nur“ vermutlich. Denn manch einem getroffenen Piloten gelingt eben doch noch die Landung mit seinem angeschossenen Flugzeug.

Es muss allerdings andererseits deutlich gesagt werden, dass die an diesem Tag deutscherseits beanspruchten B-26-Abschüsse – alleine die IV./JG 3 beansprucht 30 von ihnen – offensichtlich auch nicht mehr ganz den sehr strengen und sorgfältigen Überprüfungsverfahren unterzogen werden, die bis dahin eingehalten werden. Die 391st BG verliert tatsächlich „nur“ 16 ihrer Bomber – einschließlich der Verluste durch Flak, aber wohl ohne die auf eigenem Gebiet notgelandeten Marauder.

Und es muss noch etwas festgestellt werden: die Gesamtverluste der deutschen Jagdwaffe an abgeschossenen oder zu über 60 % beschädigten Flugzeugen (122) stimmen heute durchaus weitgehend mit den sicheren („confirmed“) amerikanischen Abschussmeldungen der US-Jägergruppenüberein (133 plus zwei Bomber des Typs Ju 88/Ju 188) – wenn auch gänzlich, ohne die gemeldeten Beschädigungen (damaged), wahrscheinlichen Abschüsse (probable) und unbestätigten Erfolge (unconfirmed) dieser Zahl hinzuzufügen! Addiert man allerdings konsequenterweise die „sicheren“ Abschussangaben der amerikanischen Bomber-Bordschützen dazu, um die Gesamtanzahl der US-„claims“ zu erhalten, so ergibt sich wieder das erwähnte schiefe Bild. Denn die 391st Bomb Group reklamiert nur für sich allein bereits 16 sichere Erfolge, weitere 16 wahrscheinliche Abschüsse und drei Beschädigungen. Hinzu kommen die Abschussmeldungen der übrigen Bombergruppen. Dagegen erweitern die Briten diese Gesamtbilanz nicht zusätzlich, denn sie geben bei Tage (Abschüsse durch Nachtjäger sind nicht berücksichtigt) lediglich die Beschädigung einer Me 262 zu Protokoll.

Die IV. Gruppe des JG 27 gerät zunächst an die 56th Fighter Group und verliert einen Piloten. Doch dieser Mann ist ein schwerer Verlust, natürlich für seine Familie, aber auch für seine Kameraden, bei denen er sich den umsichtigen und fürsorglichen Ruf einer Art „Lebensversicherung“ erworben hat, vor allem bei den meist jungen Rottenfliegern hinter ihm. Oberfeldwebel Heinrich Bartels, der kurz vor seinem Abschuss selber noch eine Thunderbolt vernichten kann, stirbt bei diesem Einsatz. Die von ihm bezwungene P-47 war sein 99. Luftsieg gewesen! Erst Ende Januar 1968 findet man das Wrack seiner Me 109 G-10 (Image, Werknummer 130359), das sich tief in den gefrorenen Boden nahe Villip gebohrt hatte. Als seine Kameraden sich schließlich der Thunderbolts erwehrt haben, erfolgt der nächste Angriff in Gestalt von P-51 „Mustangs“. Ihnen unterliegt Fähnrich Gottfried Zilz (Image), der seine Messerschmitt allerdings unverletzt notlanden kann. Eine weitere Maschine geht ohne Folgen für den Piloten im Luftkampf mit den Mustangs verloren, die ihrerseits zwei ihrer Maschinen gegen die deutschen Me 109 einbüßen. Die deutschen Piloten Fähnrich Ferdinand Miebach (13./JG 27, 11.40 Uhr) und Feldwebel Franz Wellmann (14./JG 27, 12.20 Uhr) holen diese zwei Mustangs im Raum Euskirchen/Eschweiler herunter. Es muss sich um Maschinen der 359th Fighter Group, 368th Fighter Squadron handeln, die zu diesem Zeitpunkt (12.25 Uhr) in der Gegend von Koblenz zwei Me 109 als abgeschossen meldet, somit im Umkreis von 50 Kilometer zum Ort des Luftkampfes. Etwas weiter südwestlich, zwischen Trier und Bitburg, befindet sich die komplette 364th Fighter Group (383rd, 384th, 385th FS) mit ihren Mustangs zu demselben Zeitpunkt in Luftkämpfen mit Messerschmitt Bf 109.

Ein in Bezug auf verlorene Jagdflugzeuge ausgeglichenes Ergebnis erreicht die III. Gruppe des JG 27. Bedenkt man, dass zudem nur einer der Piloten verwundet wurde, dann ist es schon beinahe ein Erfolg. Es ist Oberfähnrich Fritz Russ, der seine Me 109 K-4 (Image, Werknummer 330260) noch notlanden kann. Noch eine Maschine wird beschädigt, hinzu kommen drei Totalverluste, deren Piloten aber allen nichts passiert. Im Gegenzug erwischt die Gruppe drei P-47 „Thunderbolts“. Feldwebel Karl Singer, Oberleutnant Dr. Peter Werfft und Oberfähnrich Nikolaus Bauer sind die Piloten, die das Können oder das Glück für den Abschuss beanspruchen können. In der Regel wohl beides!

Die II. Gruppe des JG 27 kommt an den amerikanischen Bomberstrom heran. Unteroffizier Hermann Kässinger (7. Staffel) gelingt es, einen der Boeing B-17-Bomber südlich von Trier so schwer zu beschädigen, dass er zurückfällt, den Schutz der Formation verliert und vermutlich verloren ist (sog. „Herausschuss“). Auf der anderen Seite steht eine abgeschossene Me 109 G-10/AS, die den Begleitjägern zum Opfer fällt. Oberleutnant Klaus Meinert (7./JG 27, Image, Werknummer 490218) verliert dabei bei Altenglan sein Leben. Am Nachmittag wird in einem weiteren Einsatz auch Unteroffizier Günther Pache (8. Staffel, Image, Werknummer 785847) zu beklagen sein.

Der Einsatz der I. Gruppe des JG 27 bleibt ohne zählbares Ergebnis, wenn man von einigen Flugzeugverlusten durch Unfälle einmal absieht, die jedoch reine Sachschäden bleiben.

Colonel Schilling berichtet weiter. Inzwischen hat er es mit den Flugzeugführern der III./JG 11 und IV./JG 54 zu tun, welche Focke-Wulf 190 fliegen. Die IV./JG 54 ist in dieser Phase der Einsatzführung des JG 27 unterstellt. Auch die 2./JG 26 hat in ihren Focke-Wulf 190 A-8 gegen Schillings Männer zwei Tote zu beklagen: Obergefreiter Erhard Schmidt (Image, Werknummer 171506) und Unteroffizier Hermann Bischoff (Image, Werknummer 171523). Die 3./JG 26 verliert die Unteroffiziere Edwin Zubaiko (Image, Werknummer 173822) und Franz-Josef Wering (Image, Werknummer 732040) in ihren Focke-Wulf 190 A-8 an die Thunderbolt-Piloten der 56th Fighter Group. Colonel Schilling:

„Ich bin zu diesem Zeitpunkt wieder alleine und sehe ein Flugzeug der 63. (63rd) Fighter Squadron. Ich rufe ihn und er schließt auf – gerade als eine Formation von 35-40 Focke-Wulf 190 auftaucht – 300Meter höher mit Kurs West. Ich hoffe, mich von hinten anschleichen zu können, doch sie sehen mich, als ich gerade hochziehen will. Mir ist klar, dass ich früher oder später im Sturzflug abhauen muss, aber ich denke, dass ich ihr Schlusslicht vielleicht noch erwischen könnte, bevor es soweit ist. Mein Rottenflieger fällt zurück und gerade, als ich an einem dran bin, ruft er, es hingen zwei an seinem Heck. Ich sehe, dass er getroffen wird, und rufe ihm zu, er solle vertikale Rollmanöver fliegen und abschwingen. Nun sitzen zwei hinter mir und kommen in Schussposition. Ich drehe mich mehrmals um die eigene Achse und kippe ab, gebe Vollgas und entkomme ihnen mit einer Meile Abstand, als ich über dem Boden abfange. Ich kann sie abschütteln und steige auf 2.500 Meter Höhe.“

Tragische Szenen tragen sich nun zu unter dem scheinbar freundlichen, in Bodennähe jedoch neblig trüben Winterwetter. Die Bauern im Gebiet um Bonn sind einiges gewöhnt, doch so viel Maschinengewehrfeuer war schon lange nicht mehr über der Dunstschicht zu hören, immer wieder unterbrochen vom Aufheulen hochgezüchteter Propellermotoren. Und dem dumpfen, hässlichen Geräusch eines Aufpralls. So auch jetzt bei Röttgen, als sich die Focke-Wulf 190 A-8 des Unteroffiziers Willi Bach mitsamt dem unglücklichen Piloten in den gefrorenen Boden bohrt (16./JG 54, Image, Werknummer 960517). Bach hatte mit seinem beschädigten Flugzeug versucht, seinen Verfolgern zu entkommen – es hatte nicht zurück zum eigenen „Gartenzaun“ (Flugplatz) gereicht.

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Das Ende einer Focke-Wulf 190 A-8, aufgenommen von der Geschützkamera des angreifenden alliierten Jägers.

Noch trauriger ist das Ende von Unteroffizier Klaus Gehring aus der 15. Staffel des JG 54 in seiner Focke-Wulf 190 A-8 (Image, Werknummer 350213). Denn eine Sekunde noch besteht Hoffnung auf ein Entkommen aus dem getroffenen Jagdflugzeug. Gehring ist bereits tief, er muss sich entscheiden, ob er eine Notlandung versucht oder den Fallschirm benutzt. Der junge Unteroffizier aus Gerdauen in Ostpreußen entscheidet sich für Letzteres. Da er schon in Bodennähe fliegt, zieht er die Reißleine frühestmöglich – eine Spur zu früh! Der Fallschirm bleibt am Leitwerk seiner Focke-Wulf hängen und reißt den jungen Mann mit bis zum tödlichen Aufschlag.

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Colonel David Schillings P-47 „Thunderbolt“.

23. Dezember 1944

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Flugzeugtyp:

Republic P-47 D-25 „Thunderbolt“

Nationalität:

US-Air Force/8th Air Force AAF

Einheit:

56th Fighter Group

Pilot:

Group Commander Colonel David Schilling

Stationierung:

Boxted/England

Flugzeugtyp:

Focke-Wulf Fw 190 A-8

Nationalität:

Luftwaffe

Einheit:

10. Staffel (III. Gruppe)/JG 11

Pilot:

Oberfähnrich Karl-Otto Bühmann

Stationierung:

Großostheim/Deutschland

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Hinweis: die Karte zeigt im Gegensatz zu den Frontverlaufskarten den Nachkriegsgrenzverlauf (Eupen/Malmedy, Luxemburg u.a.), da hier die Lokalisation des Ortes aus heutiger Sicht im Vordergrund steht.

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Republic P-47 D-25 „Thunderbolt“, 56th Fighter Group, Group Commander („CO“ = Kommandeur) Colonel David Schilling.

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Focke-Wulf 190 A-8, Werknummer 960666, 10./JG 11, Oberfähnrich Karl-Otto Bühmann.

Profil nach Datenlage

Leutnant Otto Geise von der 12. Staffel des JG 11 schildert die Ereignisse aufschlussreich und anschaulich. Der von ihm dargestellte Abwehrkreis wird eher selten von deutschen Piloten im Luftkampf angewandt (Vergleiche hierzu das Kapitel 2 über Hans-Joachim Marseille, schematische Darstellung siehe Seite 154). Geise erlebt den Schlagabtausch mit „einem starken Thunderbolt-Verband“. *5

„Wir fliegen meist im Gruppenverband mit einer ansehnlichen Maschinenzahl, und doch haben wir ständig das Gefühl der Unterlegenheit. Das liegt weniger an der Anzahl als vielmehr an der Art, in der unsere Einsätze angelegt sind. Denn wir müssen in einem recht engen, unbeweglichen Gruppenverband fliegen und befinden uns zudem meist unter den alliierten Jägern, für deren Beobachtungsschwärme wir dementsprechend leicht zu erkennen sind. Wir fühlen uns dadurch regelrecht „veräppelt“ und es ist regelmäßig dasselbe: wenn unser Gruppenkommandeur über FT ruft: „Indianer über uns !“, dann sehen wir meist ein oder zwei Schwärme Mustangs, die uns jedoch zunächst noch nicht angreifen, sondern erst einmal Verstärkung heranrufen, die dann innerhalb von Minuten eintrifft. Danach machen sie mit uns das, was wir im Osten mit den Russen gemacht hatten: sie lassen sich aus der Überhöhung in unseren Haufen, der mittlerweile Abwehrkreise gebildet hat, hineinfallen, und los geht die Kurbelei *6. Es gehören schon eiserne Nerven und ganz strenge Flugdisziplin dazu, in solchen Augenblicken den Abwehrkreis geschlossen zu halten und nicht auszubrechen, denn wer sich aus dem Schutz des Abwehrkreises begibt – und sei es nur wegen einer vermeintlich günstigen Abschusschance – ist in den meisten Fällen ein toter Mann.

So ist es auch an diesem Tage. Die Kreise hatten sich schon etwas aufgelöst, der Kampf geht seinem Ende zu – und da kommt auch für mich die Gelegenheit: ich stürze einer Thunderbolt nach, bekomme sie ins Revi *7 und schieße. Ob sie auch runtergefallen ist, weiß ich nicht. Fast senkrecht geht es hinab, sodass meine Flächen zittern. Hinter mir sitzen noch zwei oder drei Thunderbolts, die mich dann beschießen, aber zum Glück nichts Wesentliches treffen, denn ich vermeide es schiebenderweise, um meine Flugbahn unberechenbar zu machen, in ihre Schussbahn zu gelangen. Kurz vor dem Boden ziehen sie an mir vorbei und fangen ab, da sie meinem Sturzflug wegen des größeren Gewichtes ihrer Maschinen nicht weiter folgen können. Ich gehe ganz dicht an den Boden heran, froh, meine Verfolger abgeschüttelt zu haben, und fliege in Richtung Süden, die verschneite Landschaft dicht unter mir und über mir ein richtiger „Smog“ *8. Über den Taunus hinweg erreiche ich Frankfurt. Im FT höre ich dann allerdings eine Warnung vor Feindjägern, die sich über Frankfurt herumtreiben, doch entdecken diese mich glücklicherweise nicht. Ich überfliege Frankfurt und lande dann auf dem ersten sich bietenden Flugplatz – es muss wohl Seligenstadt sein!“

Die III./JG 11 kann in diesem Luftkampf eigene Pilotenverluste vermeiden. Dagegen melden um 11.45 Uhr und danach zwischen 11.50 Uhr und 11.58 Uhr acht Jagdflieger dieser Gruppe den Abschuss jeweils einer P-47 „Thunderbolt“. Es sind Feldwebel Pfeffer, Feldwebel Job, Unteroffizier Noreisch (alle drei 10./JG 11), Oberleutnant Grosser, Feldwebel Schwarz, Fähnrich Hackelsberger (alle drei 11./JG 11), Oberfeldwebel Hiller (Stab) und Oberfeldwebel Keil (9. Staffel).

Die meisten dieser Abschüsse werden zwischen 11.50 Uhr und 11.58 Uhr im Raum Trier angegeben, während diejenige P-47, welche den Geschossen von Feldwebel Pfeffer (10./JG 11) zum Opfer fällt, exakt um 11.45 Uhr im Raum Bonn abgeschossen wird. Das ist genau der Ort und die Zeit, welcher von Colonel Schilling beschrieben wird, selbst die Flughöhe des Luftkampfes von 4.000-5.000 Meter Höhe stimmt weitgehend überein. Es ist daher denkbar, dass Pfeffer der erfolgreiche Schütze ist, welcher den einzelnen Piloten der 63rd Fighter Squadron überwinden konnte, der sich am Ende des von Schilling geschilderten Luftkampfes zum Kommandeur der 56th Fighter Group gesellt hatte. Er war (siehe oben) von zwei Focke-Wulf 190 angegriffen worden, die laut Schillings Bericht „an seinem Heck hingen“ und jene P-47 trafen, während er selbst sich in diesem Moment vor zwei ebenfalls von hinten in Schussposition kurvenden Focke-Wulf gerade noch in Sicherheit bringen konnte.

Diese Übereinstimmung spricht dafür, dass es sich bei der von Schilling zuletzt angegriffenen Gruppe von etwa 40 Focke-Wulf-Jägern um die III./JG 11 handelt und zumindest die 10. Staffel des JG 11 an dem geschilderten Luftkampf beteiligt ist, der sich nach Schillings Schilderung im Abstand zum Rest seiner Fighter Group zugetragen haben soll. Die deutsche Gruppe an sich fliegt nach Schillings Darstellung nach Westen und könnte fünf Minuten später an einen anderen Thunderbolt-Verband geraten sein. Dies erklärt, warum die Abschussmeldungen der beiden gegnerischen Verbände (III./JG 11 Image 56th FG) nicht harmonieren, wie auch der „Raum Trier“ etwa fünf bis zehn Flugminuten (je nach Interpretation des Begriffes „Raum“) von Bonn entfernt liegt. Der Rest der 56th Fighter Group hat sich möglicherweise mit anderen deutschen Jägern herumgeschlagen. Den immerhin 37 als sicher gemeldeten, nach Auswertung der Kamerafilme in 32 Fällen als korrekt anerkannten Abschüssen der 56th Fighter Group (welche auch Me 109 beinhalten) – bei vier eigenen P-47 Verlusten – stehen acht Abschussmeldungen der III./JG 11gegenüber – soweit bekannt ohne eigene Verluste. Das passt nicht zusammen. Die 32 Abschüsse der 56th Fighter Group müssen also wohl andere Einheiten der Luftwaffe dezimiert haben (III. und IV./JG 27, IV./JG 54, ferner I./JG 26).

Der Tag ist noch nicht zu Ende. Am Nachmittag starten viele Geschwader zu einem weiteren Einsatz, so auch die III. Gruppe des JG 11. Und dieses Mal schlagen die Amerikaner zurück.

Oberfähnrich Karl-Otto Bühmann (Image, Werknummer 960666), Staffelkamerad von Feldwebel Pfeffer aus der 10./JG 11, beschreibt den Einsatz so: *9 „Am Nachmittag erhalten wir den Befehl, mit der ganzen Gruppe Straßenschutz über den Hunsrückstraßen zu fliegen, auf denen alliierte Tiefflieger Jagd auf unsere Nachschubkolonnen machen. Nach dem Start sammelt die Gruppe und fliegt im geschlossenen Keilverband in den befohlenen Raum. Dort muss der ‚Himmel schon voller Geigen‘ hängen, denn im FT überschlagen sich die Meldungen förmlich; es ist ein derartiges Durcheinander im Funk, dass man sich überhaupt kein Bild machen kann. Unser Verband kommt unterdessen nach Norden ab vom vorgesehenen Kurs, sodass wir am Ende über dem Ardennenraum ankommen. Es dauert gar nicht lange, bis sich von allen Seiten alliierte Jäger an uns heranzumachen scheinen, darunter neben Thunderbolts auch Spitfires und einige Mustangs.

Es ist meiner Ansicht nach ausgesprochen unsinnig, dass wir bei diesen Einsätzen in der geschlossenen und deswegen sehr unbeweglichen Gruppenformation in mehreren in der Höhe versetzten Keilen fliegen; so bleibt uns in dieser Lage nichts anderes übrig, als nach links zum Abwehrkreis einzudrehen. Wenig später versucht eine Mustang, in unseren Abwehrkreis einzubrechen, und zwar genau vor mir; ich mache mich an diese Maschine heran und schieße auch auf sie, aber meine Schüsse gehen in der Kurve hinter ihr durch. Dann sehe ich, wie sich eine weitere Maschine von unten an uns heranmacht und es dabei offenbar auf mich abgesehen hat. Gleich darauf lässt sie mich durch eine Garbe aller ihrer Waffen fliegen, die meiner Maschine empfindliche Treffer beibringt und durch die ich verwundet werde [...]. Sofort stellt sich meine Maschine auf den Kopf und ist nicht mehr zu steuern. Ich werfe also die Kabine ab und versuche auszusteigen, was sich jedoch auf Grund meiner Verwundung als ziemlich schwierig herausstellt, denn mein rechtes Bein ist völlig taub und ich kann mich damit nicht aus der abstürzenden Maschine abstoßen. Beim vierten oder fünften Versuch komme ich aber doch heraus und lasse mich anschließend weit durchfallen, um nicht noch am Schirm abgeschossen zu werden! Kurz vor dem Aufkommen muss ich das Bewusstsein verloren haben, denn ich wache auf und finde mich, mit allen Vieren von mir gestreckt, auf einem verschneiten Kartoffelacker wieder.“

Deutsche Fallschirmjäger finden den Oberfähnrich, der sich durch den Aufprall auch noch einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen hat, und bringen ihn ins Lazarett in Rheinbach.

Einige seiner Kameraden haben nicht so viel Dusel. Vom Gruppenstab fällt Major Erich Putzka (Image, Werknummer 960300), er bleibt verschollen. Die 9. Staffel beklagt den Tod ihres Staffelkapitäns, Oberleutnant Herbert Planer (Image, Werknummer 960464) und den von Unteroffizier Franz Pfaffinger (Image, Werknummer 731023), der schwer verwundet landen kann, aber fünf Tage später den Kampf um sein Leben aufgeben muss. Auch Leutnant Wolfgang Küke von der 11./JG 11 (Kennung unbekannt, Werknummer 734399) schafft es nicht, während seine Staffelkameraden Feldwebel Heinz Schwarz (Kennung unbekannt, Werknummer 175257) und Feldwebel Georg Borkenhagen (Kennung unbekannt, Werknummer 380168) verwundet mit dem Fallschirm abspringen können. Eine Spitfire wird schließlich Oberfeldwebel Kurt Titscher von der 12. Staffel zum tödlichen Verhängnis (Image, Werknummer 732099). Der einzige Unterschied für seinen Staffelkameraden Oberfeldwebel Albert Holland (Image, Werknummer 734392) ist der Typ seines Gegners. Es ist eine bullige Republic P-47 „Thunderbolt“ ...

Drei dieser US-Jäger werden im Gegenzug von Feldwebel Job, Oberleutnant Planer und Oberleutnant Grosser abgeschossen und zerstört. Zählt man die Maschinen unabhängig vom Schicksal der Flugzeugführer, so ergibt sich in diesem Nachmittagseinsatz eine Relation von zwölf eigenen Totalverlusten an Focke-Wulf 190-Jagdmaschinen (zusätzlich zu den oben genannten gehen drei weitere Flugzeuge ohne Folgen für den Piloten nach Beschuss zu Bruch) gegenüber drei „Thunderbolts“ der Gegenseite. Mit anderen Worten ein Abschussverhältnis von 1 : 4 zu Gunsten der Briten und Amerikaner.

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P-47 „Thunderbolt“ der 82nd Fighter Squadron, 78th Fighter Group, geflogen von Major Richard A. Hewitt. Die Maschine hat die Produktionsnummer 42-26635 und die Kennung Image.

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P-47 D-28 „Thunderbolt“ der 63rd Fighter Squadron, 56th Fighter Group, geflogen von Lieutenant Edward Albright. Albright fällt am 18. September 1944 durch Flak in einem Unterstützungseinsatz für die desaströse britische Luftlandeoperation bei Arnheim. An diesem Tage werden von 39 gestarteten Thunderbolts der 56th Fighter Group 16 abgeschossen. Weitere zwölf kehren schwer beschädigt zu ihrer Basis zurück.

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Hinweis: deutsche Flugzeuge, welche zwar vom Gegner abgeschossen wurden, ohne jedoch den Piloten dabei „außer Gefecht zu setzen“, sind in der Spalte „Gesamt“ miterfasst (/Flugzeug = Anzahl verlorener Flugzeuge). Hinweise finden sich im Feld „Bemerkungen“. Dagegen werden in britischen und amerikanischen Quellen (MACR-Listen) oft die auf eigenem Gebiet notgelandeten Maschinen nicht mitgezählt. Zudem finden sich die von der deutschen Flak (Flugabwehrkanonen) vernichteten alliierten Flugzeuge nicht in dieser Aufstellung. Daher muss es zwangsläufig zu Differenzen zwischen Abschussmeldungen und den tatsächlichen Verlusten kommen!

Verluste durch Tiefangriffe oder Bomben am Boden, durch „technische Mängel“ oder durch Unfälle werden nicht „gezählt“, da die gegenseitigen Erfolge im Luftkampf gegenübergestellt werden sollen. Unversehrt gebliebene Piloten saßen oft wenige Stunden später in einer neuen Maschine, deren materialtechnischer Nachschub fast bis zum Kriegsende gesichert war. Bei einem Abschuss mit unverletztem Fallschirmabsprung entsteht in der Spalte „Gesamt“ ein Materialverlust (/Flugzeug), jedoch nicht ein personeller „Verlust“ (Pilot/).

Verlustmeldungen der Westalliierten im Detail:

8th USAAF: *11

B-17 „Flying Fortress”:

1

B-24 „Liberator”

1*12

P-51 „Mustang”:

4

(+ 1 Kategorie „E” Image irreparabel beschädigt = 5) diese Zahl deckt sich einer anderen Quelle *13: 5

P-47 „Thunderbolt”:

3

F-5 „Lightning”-Aufklärer:

1

9th USAAF: *11

B-26 „Marauder”:

38

gemäß anderer Quelle*13:

42

P-47 „Thunderbolt”:

13

gemäß anderer Quelle*13:

14

P-38 „Lightning”:

2

deckt sich mit Quelle*13:

2

F-6 „Mustang”-Aufklärer:

1

C-47 „Skytrain“:

5

gemäß anderer Quelle*13:

8

2nd Tactical Air Force der Royal Air Force:*14

Hawker „Typhoon”

1

(der Verlust einer Mosquito gegen 22.30 Uhr wird nicht der Tagjagd zugeordnet)

Royal Air Force Bomber Command:*15

Avro „Lancaster“

4

(zuzüglich 2 durch Kollision)

de Havilland „Mosquito”

1

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Eine Gruppe P-47 der 63rd Fighter Squadron, 56th Fighter Group mit unterschiedlichen Versionen der Thunderbolt. Es sind „Razorback“-Varianten mit Rückenfinne erkennbar, beispielsweise P-47 vom Typ D-22, wie sie Captain Cameron Hart im Dezember 1944 fliegt ( img ) und mit „Bubble top“- Haube (tropfenförmige Haube – beispielweise Typ D-25), vergleiche jene Thuderbolt, welche Colonel Schilling benutzt.

*1Quelle: Image „ ‚Sturmjäger’ – Zur Geschichte des Jagdgeschwaders 4 und der Sturmstaffel 1“ – Band 2/Verlag A.S.B.L./Eric Mombeek.

*2Nach dem Aderlass der letzten Wochen ist der Anteil blutjunger Neulinge im JG 4 erschreckend hoch.

*3Es handelt sich entsprechend den Geschwadermeldungen nicht um einen Abschuss.

*4Quelle: Image Osprey Aircraft of the Aces 24 „P-47 Thunderbolt Aces of the Eighth Air Force”/1998/Jerry Scutts.

*5Quelle: Image „Einsatz in der Reichsverteidigung von 1939 bis 1945 Teil 3 ‚Jagdgeschwader 1 und 11’ “/Struve Druck Eutin/Jochen Prien - Peter Rodeike.

*6Anmerkung: „Kurbelei“ bedeutet enger Kurvenkampf Jäger gegen Jäger, die Amerikaner nennen es „dogfight“.

*7Anmerkung: „Revi“ = Reflexvisier = Zieleinrichtung.

*8Anmerkung: in Bodennähe bis etwa 1.000 Metern Höhe herrscht an diesem Tag Bodennebel, darüber scheint die Sonne.

*9Quelle: Image „Einsatz in der Reichsverteidigung von 1939 bis 1945 Teil 3 ‚Jagdgeschwader 1 und 11’ “/Struve Druck Eutin/Jochen Prien und Peter Rodeike.

*10Die Verlustliste des RLM/Bundesarchiv und die WASt. definiert Fw. Paul Grubert (Image, Werknummer 960219) als vermisst, mehrere andere Quellen negieren aber an diesem Tag einen Personalverlust der I./JG 6, eine Quelle (Prien/Rodeike) stellt einen reinen Materialverlust der Focke-Wulf 190 (60 – 100 %) fest. Eine Erklärungsmöglichkeit ist ein Fallschirmabsprung mit Flugzeugverlust, der am 23.12.1944 als vermisst geführte Pilot kehrt später doch zu seiner Einheit zurück.

*11Quelle: Image USAAF Missing Air Crew Reports (MACR).

Quelle ferner in Bezug auf 8th USAAF: Image„Mighty Eighth War Diary”/Jane’s Publishing Company 1981/Roger A. Freeman.

*12Quelle

hier: Image „The Mighty Eighth Combat Chronology” 1942-1945/Eighth Air Force Memorial Museum Foundation USA 1998/Paul M. Andrews und William H. Adams.

*13Quelle

hier: Image Einsatz in der Reichsverteidigung von 1939 bis 1945 Teil 3 „Jagdgeschwader 1 und 11“/Struve Druck Eutin/Jochen Prien - Peter Rodeike, Seite 1369.

*14Quelle: Image „2nd Tactical Air Force” Volume 1 - 3/Classic Publications/2005/Chris Shores und Chris Thomas.

*15Quelle: Image Royal Air Force Bomber Command 60th Anniversary - Campaign Diary, December 1944.

Quelle: Image WASt – Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht, Berlin. Verluste der deutschen Luftwaffe via Recherche Matti Salonen.

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