Auch viele Piloten des Jagdgeschwaders 26 fallen tragischerweise der eigenen Flugabwehr (Flak) zum Opfer. So müssen die Flugzeugführer des JG 26 entsetzt mitansehen, wie gegen 09.00 Uhr bereits beim Hinweg eine deutsche Flak-Granate in der Focke-Wulf 190 D-9 „Langnase“ (5./JG 26, II. Gruppe, Werknummer 500102) des Obergefreiten Hubert Lott krepiert, welcher sich trotz allgemein niedriger Flughöhe mit dem Fallschirm zu retten versucht. Lott überschlägt sich in laufenden Rollen in der Luft und rutscht aus den Gurten, als der Schirm sich abrupt öffnet. Allerdings gibt es nur einen Zeugen dieses Vorganges, welcher nie offiziell bestätigt wird. Es ist Unteroffizier Norbert Risky. Sicher ist, dass Lott auf seinem ersten „Feindflug“ durch Flugabwehr-Beschuss sein Leben verliert. Auch Feldwebel Karl Hött (09.00 Uhr, Fw 190 D-9, 6./JG 26, II. Gruppe,
, Werknummer 400207) und Oberleutnant Harald Lenz (08.50 Uhr, Me 109 K-4, 11./JG 26, III. Gruppe,
, Werknummer 330385) werden schon auf dem Weg zum Zielflughafen von eigenen Geschützen abgeschossen. Harald Lenz kommt bei dem Absturz ums Leben, während Karl Hött schwer verwundet aus dem Tiefstflug (etwa 50 Meter Höhe) bis auf 200 Meter hochziehen und dann noch erfolgreich abspringen kann.
Um zur Übersicht bei den Verlusten der II./und III./JG 26 durch eigenes Flak-Feuer zu bleiben (im Vorgriff auf das weitere Geschehen): selbst auf dem Rückflug der Gruppen und Grüppchen deutscher Jäger sind die Flak-Kanoniere der eigenen Seite noch nicht „im Bilde“. Eine wenigstens nachträgliche Information hätte zu diesem Zeitpunkt dringend Not getan und die Geheimhaltung auf keinen Fall mehr gefährdet, denn der Angriff war ja nun erfolgt! So wird auf dem Heimweg Unteroffizier Leo Speer (Fw 190 D-9, 7./JG 26, II. Gruppe, , Werknummer 210165) eines Berichtes seines Kameraden Leutnant Siegfried Sy zufolge durch einen einzigen, gut gezielten Schuss deutscher Kanoniere abgeschossen. Er stirbt beim Aufschlag seines Jagdflugzeuges! Offenbar bemerken die Geschützbedienungen sofort anschließend ihren Irrtum, da die Focke-Wulf im Tiefflug in 300 Meter Höhe dann doch als deutsche Flugzeuge erkennbar sind, und stellen das Feuer ein. Rechtzeitig noch für Leutnant Sy!
An anderer Stelle geht der sinnlose Aderlass munter weiter. Gefreiter Willi Kunz (7./JG 26, II. Gruppe) hat soeben in seiner Focke-Wulf 190 D-9 (, Werknummer 500105) den allerersten Feindflug überstanden. Glücklich, wie er meint. Weniger glücklich ist die möglicherweise überstürzte Wahl seines Notlandeplatzes, nachdem deutsche Flak-Kanoniere wieder allzu gut gezielt hatten. Kunz überschlägt sich auf rauem Terrain in seiner „Langnase“ und bricht sich dabei tragischerweise das Genick. Es geschieht gegen 10.15 Uhr. Bereits eine Viertelstunde früher ereilt das „Schicksal“ in Form deutscher Flugabwehrgeschosse einen weiteren Piloten, dieses Mal aus der III. Gruppe. Gefreiter Horst Sengpiel aus der 12./JG 26 verlässt in seiner Messerschmitt Bf 109 K-4 (
, Werknummer 330404) nach Flak-Treffer mit Rauchschleppe die Formation. Seine Flugrichtung und auch der Abschusszeitpunkt (Hinweg
Rückweg) wird in mehreren Quellen unterschiedlich angegeben, John Manrho und Ron Pütz gehen von westlichem Kurs und vom Hinweg aus, Donald Caldwell nennt einen Abflug nach Nordost auf dem Heimweg. Doch eines steht fest: man sieht Sengpiel nie wieder ...
Unteroffizier Walter Tepperis hat mehr Glück (Me 109 G-14, 11./JG 26, III. Gruppe, , Werknummer 413550 – die schwarze Farbe der Zahl „8“ entspricht in Anbetracht von vier Staffeln der Gruppe nicht der regulären Systematik). Es erwischt ihn nach Überfliegen der Frontlinie nahe Breda. Walter Tepperis bekommt ohne Verletzungen auf der Insel Schouwen eine Notlandung hin. Da er nicht weiß, wo er sich befindet, versucht er, seine auf dem Bauch liegende Messerschmitt zu zerstören. Es gelingt ihm zwar nicht, doch das macht nichts, denn Schouwen befindet sich noch in deutscher Hand. Das letzte Opfer deutscher Flak-Kanoniere ist Leutnant Rudolf Leinberger, ein Staffelkamerad von Tepperis aus der 11./JG 26, III. Gruppe. Nach Treffern im Motor landet er in Kirchhellen, doch er schießt dabei über die Landebahn hinaus in den angrenzenden Wald und verletzt sich hierdurch glücklicherweise nur leicht. Seine Me 109 K-4 (
, Werknummer 330354) ist ebenso „reparabel“ wie er ...
Focke-Wulf Fw 190 D-9 der 3./JG 26 rollen im Januar 1945 in Fürstenau auf das Flugfeld.
Diese Bilanz bei einem einzigen Einsatz allein wäre bereits durch Feindeinwirkung ein harter Schlag. Aber fünf getötete und ein schwer verwundeter Pilot aus nur zwei Jagdgruppen, ausgefallen durch Fehlplanung? Das ist schwer verdaulich! Zum Glück wusste das wenige Stunden zuvor noch keiner!
Es war um 06.45 Uhr gewesen, als sich die Piloten der II. Gruppe des Jagdgeschwaders (JG) 26 im Gruppengefechtsstand des Fliegerhorstes Nordhorn-Klausheide versammelt hatten. Einige Minuten nach dem regulären Wecken um 04.30 Uhr hatte eine Band die Angehörigen der Gruppe überrascht mit dem Lied „Blutrote Rosen ...“. Feldwebel Heinz Gomann und einige andere Piloten, alte Hasen, die in Nordhorn durch die Kneipen gezogen waren, hatten zwar ordnungswidrig in der Nacht gefeiert, waren aber rechtzeitig um 05.00 Uhr auf dem Flugplatz erschienen, begleitet von der Combo ...
Einige Piloten mögen den Klängen mit ziemlich gemischten Gefühlen lauschen. „Blutrote ... !?“
Major Anton Hackl führt die Piloten in ihre Aufgabe ein, die Details werden von den vier Staffelkapitänen erläutert, Oberleutnant Gerhard Vogt (5. Staffel), Oberleutnant Adolf Glunz (6. Staffel), Oberleutnant Waldemar Radener (7. Staffel) und Oberleutnant Wilhelm Hoffmann (8. Staffel). Nach der Einweisung erhalten die Männer Ein-Mann-Schlauchboote, Schwimmwesten, Überlebensrationen – und Pervitin-Stimulantien in Tablettenform. Dann besteigen die Piloten ihre Maschinen. Es ist kurz nach 08.00 Uhr, als das Signal zum Start gegeben wird. Zwei Lotsenflugzeuge heben zuerst ab, um genau 08.07 Uhr – es sind mit Navigationseinrichtungen ausgerüstete zweimotorige Ju 88 G-6-Nachtjäger mit im Blindflug geschulten Besatzungen – dieser ist schließlich nachts normal! Ihnen folgt Major Hackl und der Stabsschwarm. Die anderen Jagdflugzeuge starten auf Grund des von den Reifen der beschleunigenden Maschinen aufgewirbelten feinen Schnees, der letzte Nacht vom Himmel gefallen war, fast ohne Sicht auf die Startbahn. Etwa 50 Focke-Wulf 190 D-9-„Langnasen“ stäuben in den Himmel. Sogar völlig kampfunerfahrene Überführungspiloten, welche lediglich Nachschubflugzeuge auszuliefern gewohnt sind, werden eingesetzt, um jede verfügbare Focke-Wulf bemannen zu können. Flugzeuge hat die Gruppe mehr als Jägerpiloten, die den Opfergang des vergangenen Jahres hatten überleben können oder als Ersatz herangeführt worden waren. Der Verband wendet sich der Küste zu, im extremen Tiefflug knapp über Baumwipfelhöhe, um so lange wie möglich vom gegnerischen Radar unentdeckt zu bleiben. Laut dem 19-jährigen Oberfähnrich Helmut Heuser der 6. Staffel sind es 15 Meter, allenfalls 20 Meter über dem Boden, die den Piloten als Abstand verbleiben. In der Nähe des IJsselmeeres werden die modernen Jagdflugzeuge plötzlich von Leuchtspurgeschossen empfangen. Es sind deutsche Geschosse, möglicherweise die der Batterien um Harderwijk, welche eine Radarstation für die Nachtjäger beschützen. Die Besatzungen der beiden Lotsen-Nachtjäger sind darüber heute wenig glücklich. Fred Weimann, Funker in Oberfeldwebel Helmut Bunjes Ju 88 G-6, beobachtet den Absturz eines deutschen Jägers, sein Kollege in Leutnant Hemmerichs Nachtjäger sieht zwei „Langnasen“ in Flammen aufgehen. Doch zu diesem Zeitpunkt kommt offenbar noch keiner der deutschen Piloten zu Schaden, da in den Verlustlisten für diesen Ort und die Zeit keine Namen genannt werden. Es muss sich daher um reine Materialverluste handeln, die als „N.N.“ geführt werden.
„Addi“ Glunz und Gerhard Vogt „balgen“ sich im Schnee. Leider wird es bald Ernst.
Dies sollte sich ändern. Feldwebel Karl Hött ist das nächste Opfer deutscher Gründlichkeit an Geheimhaltung – und deutscher Schießkunst. Er wurde eingangs schon erwähnt. Es passiert westlich von Rotterdam, im Bereich der unzähligen Flugabwehrkanonen zum Schutz der so wichtigen Abschuss-Installationen für V-2-Raketen. Seine Verwundungen am Kopf, linken Unterarm und unteren Brustkorb sind so schwer, dass er nach seinem Fallschirmabsprung erst im März 1945 wieder zum Einsatz kommt. Sodann wird Lothar Hemmerichs Lotsenflugzeug getroffen. Der rechte Motor seiner Ju 88 G-6 brennt – sofortiges Abschalten der Benzinzufuhr verhindert die Ausbreitung des Feuers. Schließlich geht es aus. Hemmerich fliegt mit einem Motor nach Nordhorn zurück und muss nun die Führung der Jägergruppe seinem Kollegen Bunje alleine überlassen.
Der führt die Formation weiter. Die Halbinsel Tholen südlich der Insel Schouwen wird überflogen. Auf Tholen stehen bereits die Briten, während Schouwen von deutschen Marineeinheiten gehalten wird. Nun kommt die Scheldemündung in Sicht – mit alliierten Flugabwehrbatterien. Leuchtspurgeschosse greifen wie mit Lichtfingern nach den Jagdflugzeugen. Ob es eine Beruhigung für Oberfähnrich Helmut Heuser (6./JG 26) ist, dass seine , Werknummer 500034, wenigstens nicht von den Geschossen der eigenen Leute getroffen wird? Er versucht mit brennendem Motor eine Notlandung auf einer winzigen Insel. Beim Aufprall schlägt sein Kopf gegen die Instrumente. Als er wieder zu Bewusstsein kommt, hat er es irgendwie geschafft – mit einer Schnittwunde im Gesicht. Etwa sieben Meter vor dem Bug seiner „Langnase“ klafft ein mehrere Meter tiefer Kanal! Heuser landet in britischer Kriegsgefangenschaft.
Alliierte Schiffe kommen in Sicht – das Flugabwehrfeuer verstärkt sich. Oberfeldwebel Helmut Bunjes Nachtjäger wird beschädigt, doch nichts wirklich Wichtiges fällt aus an Bord. Außer Fred Weimann, der im Oberschenkel erwischt wird. Bunje hat keine andere Wahl als weiterzufliegen – er ist der einzige Lotse jetzt. Ohne ihn wird die Zielfindung zum Abenteuer! Weimann muss durchhalten. Der Bordfunker Bunjes beißt die Zähne zusammen und hält aus! Er schafft es schon – irgendwie!
Waldemar Radener.
Manche sagen, dass erst hier den Obergefreiten Hubert Lott das Glück verlässt. Vieles spricht in der Tat dafür, vor allem der alliierte Bericht einer abgestürzten Focke-Wulf 190 D-9 mit den Markierungen etwa fünf Kilometer nördlich von Zaamslag, sofern die etwas unklare Benennung der Absturzstelle richtig zugeordnet werden kann. Nur Lott fliegt heute eine „Dora-9“
! Dagegen steht jedoch Unteroffizier Riskys Bericht. Ob es ein Trost ist, wenn die Flakgranate, die dem allerersten Feindflug des Zwanzigjährigen ein so grausames Ende setzt, englische Zünder hat statt deutsche?
Ein weiteres deutsches Jagdflugzeug geht an die alliierten Flugabwehrkanoniere verloren – noch vor dem Ziel. Ein Feindflug ist kein Überführungsflug, das muss dieser Flugzeugführer auf fatale Weise feststellen – obwohl der Pilot der , Werknummer 210087, keine Chance zur Abwehr hat. Wäre Unteroffizier Rudolf Altendorf von der 4./FlüG 1 kein Überführungspilot, sondern ausgebildeter Jagdflieger der 7./JG 26 – er wäre genauso tot. Die braune „15“ zerschellt nahe Kruisdorp.
Was geht wohl in den Köpfen der verbleibenden Piloten der II./JG 26 vor? Sehnen sie sich das Ziel herbei? Bei St. Niklaas wackelt Oberfeldwebel Bunje schließlich mit den Tragflächen und dreht mit seinem Lotsenflugzeug ab. Er weiß noch nicht, dass er nur ein Fahrwerk zur Landung zur Verfügung haben wird – das andere klemmt. Doch Bunje wird seine Besatzung schließlich „heil“ herunterbringen.
Noch 35 Kilometer bis Brüssel-Evère. Auch Major Hackl wackelt mit den Tragflächen. Verstanden – viel Glück auf dem Rückweg! Der Anflug beginnt. Die deutschen Jäger ziehen hoch auf 600 Meter.
In Plantlünne werden die Piloten der mit Me 109 der Typen G-14 und K-4 ausgerüsteten III. Gruppe des JG 26 um 04.30 Uhr morgens geweckt. Auch sie sollen zum Ziel geleitet werden von Ju 88 Nachtjägerbesatzungen. 40 Messerschmitt-Jagdmaschinen sind für den Einsatz vorbereitet, von 60 eigentlich sogar vorhandenen Jägern. Doch es stehen nur 40 Piloten zur Verfügung – zu groß war der Aderlass der vergangenen Monate gewesen. Flugzeuge sind es nicht, an denen es fehlt!
Gruppenkommandeur Hauptmann Walter Krupinski plant, dass sich die abhebenden Jäger zügig hinter dem zweiten der beiden Lotsenflugzeuge versammeln sollen, die eine 360°-Schleife um den Platz fliegen würden und dann aber unverzüglich auf Kurs zu gehen hätten. Er selber will sich zusammen mit seinem Rottenflieger, Unteroffizier Karl-Georg Genth, hinter die vordere Ju 88 G-6 setzen (oder G-1, die II./NJG 6 verfügt über beide Muster gleichermaßen). Dies hat nach einem persönlichen Gespräch des Autors mit Unteroffizier Genth den wohlüberlegten taktischen Grund, dass Krupinski die Gefahr durch alliierte Flak-Geschütze ernst nimmt. Er will mit der kleinen Gruppierung, bestehend aus dem einen der beiden Lotsen-Nachtjäger, ihm selbst und seinem „Katschmarek“, wenige Kilometer vor der Hauptgruppe herfliegen, um das Flak-Feuer auf sich zu ziehen und dadurch die Geschützpositionen erkennbar machen zu können. Das Gros seiner Gruppe folgt in Sichtweite, soll dieses Feuer beobachten und bekommt dadurch die Chance, einen Bogen um die Stellungen mit den gefährlichen Schnellfeuerwaffen zu fliegen. Krupinski ist sich bewusst, dass er dabei ein großes Risiko eingeht.
Dies sieht Feldwebel Erich Heider (5./NJG 6), Pilot des zweiten Nachtjägers (), wohl in Verkennung der Intentionen des alten Haudegens Krupinski völlig anders. Er lastet dem Gruppenkommandeur an, dass dieser Plan schief geht, den er so auch nicht wahrnimmt und später infrage stellt *12.
Sie starten um 08.20 Uhr. Krupinski und Genth fliegen hinter dem ersten Lotsen los, während der zweite, es ist Feldwebel Heider, vergeblich auf seine Schützlinge wartet. Er hält sich folglich nicht an die Anweisung, nach einer Schleife auf Kurs zu gehen, sondern dreht so lange seine Runden, bis schließlich 27 Jäger hinter ihm versammelt sind. Zusammen mit Krupinski und Genth sind es nun 29.
Die beiden Stabsmaschinen sind derweil uneinholbar weit entfernt. Die strikte Funkstille verhindert jegliche Koordination durch Sprechfunk. Und prompt kommt es so, wie Krupinski erwartet – der allerdings wohl doch hofft, ohne Treffer davonzukommen. Gegen 09.15 Uhr überfliegen die drei Maschinen in nur zehn Metern Höhe ein kanadisches Zelt-Camp und werden sofort mit 40-mm-Bofors-Schnellfeuerflugabwehrkanonen und Maschinengewehrfeuer eingedeckt. Genth berichtet, er habe die Leuchtspurfäden auf sich zuflirren gesehen und blitzartig hochgezogen. Dadurch hätten die Geschosse ihn verfehlt. Sein Gruppenkommandeur habe sich aber vermutlich nach vorne orientiert, wo bereits die Kirchturmspitzen Brüssels in Sicht gekommen seien. Krupinskis Messerschmitt Bf 109 (Genth erinnert sich an den Typ G-10) wird prompt getroffen, gemäß Schilderung seines Rottenfliegers am Ansatz der Tragfläche zum Rumpf. Dadurch löst sich die dortige flächige Abdeckung, was sofort den Auftrieb des Jagdflugzeuges nachhaltig stört. Krupinski trudelt unvermittelt in eine halbe Rolle, die in dieser Höhe für einen weniger routinierten Flugzeugführer wohl mit einer Bodenberührung tödlich geendet hätte. Doch Krupinski fängt seine Maschine wieder. Allerdings ist er nun schwer gehandicapt. Es ist in einer Quelle *13 zudem davon die Rede, dass das linke Abdeckblech der Motorhaube nach oben absteht, was dem Piloten die Sicht nimmt und ihn zu Zick-Zack-Kursen zwingt. Krupinski entscheidet sich daher, geleitet von dem Lotsen und Genth zurückzufliegen. In diesem Zustand will er es nicht auf einen Luftkampf ankommen lassen, und eine Gruppenführung erscheint auch nicht mehr möglich. Zumal von seiner Gruppe nichts zu sehen ist. Krupinski dreht also um, was ihm Heider später unter der Annahme eines angeblichen „technischen Fehlers“ an Krupinskis Messerschmitt vorwirft, nicht ohne „Unterton“.
Heider ist derweil mit seinen Schützlingen alleine auf dem Weg zum Ziel. Bald sehen sie die Maschinen der I./JG 26, die zusammen mit der III./JG 54 Grimbergen anfliegt, und auch jene der mit der III./JG 26 auf Evère angesetzten II./JG 26. Für viele Piloten ist diese beeindruckende Ansammlung deutscher Jagdflugzeuge ein lange nicht mehr oder überhaupt noch nie erlebtes Hochgefühl des Stolzes.
Die Zuversicht wandelt sich schon bald in tiefe Bestürzung. Der Feuerzauber beginnt, als die Gruppe den Fluss IJssel überfliegt, der von Arnheim in das gleichnamige Binnenmeer fließt. Die ersten deutschen Geschosse verfehlen die Formation, explodieren im Flugweg der Gruppe vor den Jagdflugzeugen. Diese reagieren sofort, fliegen in allgemeiner Kursrichtung korkenzieherartige Ausweichmanöver, die von den Richtschützen der Flak-Geschütze schwer kalkulierbar sind, und wechseln permanent die Flughöhe. Das rettet die Piloten – noch. Nicht ihre Laune, die beim Start noch hochmotiviert euphorisch gewesen war. Schickte man sich doch offensichtlich an, den Tommies und Amis gehörig eine Lektion zu erteilen, nach allem, was man über diesen wohlorganisierten Neujahrescoup heute morgen gehört hatte.
Wohlorganisiert? Die ersten Zweifel kommen auf, die Euphorie wird von den deutschen Explosivgeschossen buchstäblich in Luft aufgelöst. Deutsche Flak, die eigenen Kameraden schießen auf uns! „Himmelherrgott Sakrament, welches Arschloch hat denn das verbockt?“ So etwa klingen die Flüche!
Den 21-jährigen Oberleutnant Harald Lenz erwischt es wie eingangs erwähnt nahe Nijkerk – sein 38. Feindflug stellt sich als sein letzter heraus. Danach taucht die Schelde unter den schnittigen Jagdflugzeugen auf, jene mühsam unter sehr hohen Verlusten (27.633 Mann) von den Kanadiern freigekämpfte Wasserstraße in den so wichtigen Nachschubhafen Antwerpen. Die Schelde ist voll von Schiffen – und die Luft voll von nun wirklich feindlichen Geschossen. Leuchtspurgarben, wohin das Auge sieht. Doch viel treffen sie nicht, die britischen und amerikanischen Kanoniere. Liegt es an Neujahr?
„Nur“ Unteroffizier Karl-Heinz Berndt wird von alliierten Geschossen heruntergeholt, er gehört zur 12. Staffel und fliegt als „Katschmarek“ des Staffelkapitäns, Oberleutnant Karl-Hermann Schrader. Berndt kann seine Me 109 K-4 (, Werknummer 330426) auf Tholen notlanden und wird von den Briten in Empfang genommen.
Ungefähr 15 Messerschmitt Bf 109, der klägliche Rest der III. Gruppe, und circa 45 der 50 ursprünglich gestarteten Focke-Wulf 190 D-9 der II. Gruppe erreichen das Ziel Evère – fast gleichzeitig, nach Plan. Sie werfen nun ihre Zusatztanks ab und setzen zum Angriff an.
Der in Evère stationierte 127 Wing (RCAF) steht unter dem Befehl des berühmten Wing Commanders Johnnie Johnson. Da es eine kanadische Einheit ist, arbeiten viele kanadische Bodenmannschaften auf dem Flugplatz. Die meisten von ihnen hatten am Neujahrsabend gefeiert und mehr getrunken, als für eine schnelle Auffassungsgabe gut ist, wie sich nun herausstellt. *14
„Wir hatten oben in einem Hangar geschlafen. Als ich ins Freie trete, brausen Flugzeuge überall über den Platz.“ wird einer von ihnen später berichten. „Ein englischer Soldat sagt zu mir: ‚Ihr Kanadier feiert Neujahr aber auf beeindruckende Weise!‘ Ich stutze einen Moment und antworte ‚Du bist verdammt auf dem Holzweg! Das da sind Focke-Wulf und Messerschmitts!‘ “ Sekunden später liegen sie alle miteinander in Deckung hinter der Ziegelmauer, welche parallel zu einem Hangar mit einem darin abgestellten Flugzeug verläuft.
Der Feuerstoß eines Flugzeugführers der Angreifer in den Hangar hinein lässt nur noch verbogene Trümmer von der Maschine übrig ...
Es ist kurz nach 09.00 Uhr. Um 08.48 Uhr hatten zwei Spitfire der 403 Squadron Evère zu einem Wettererkundungsflug verlassen. Es ist ein verspäteter Start der beiden Piloten mit dem gleichen Nachnamen – Flight Lieutenant R.L. Reeves und Flying Officer Mackenzie Reeves. Ein riskanter Start ist es zudem, denn die Start- und Landbahn war über Nacht durch gefrorenen Regen vereist. Es hatte eine Weile gedauert, bis man sie mit Sand benutzbar machen konnte. Die beiden Piloten funken nun zurück, die Piste sei in Ordnung, sofern man nicht allzu brüsk die Bremsen benutze.
Der Flugplatz Evère aus der Luft. Das Flugfeld grenzt an zwei Seiten an die Gebäude Brüssels, an den anderen beiden Rändern an Felder und Wäldchen.
Als Nächste starten zwei Auster Hochdecker der ADLS Flight/Communication Squadron der 2nd Tactical Air Force. Es sind unbewaffnete Verbindungs- und Kurierflugzeuge. Nun bereiten sich die beiden Spitfire einer zweiten Rotte der 403 Squadron auf den Start vor, geflogen von Pilot Officer Steve Butte und Flight Sergeant G.K. Lindsay, während eine weitere Gruppe von zwölf Spitfire der 416 Squadron auf die Startbahn zurollt, geführt von Flight Lieutenant Dave Harling. Um 09.26 Uhr geben die beiden Piloten der 403 Squadron Gas und jagen in ihren Spitfire Mk. XVI die Startbahn entlang.
Sie haben gerade abgehoben, als sie eine größere Formation von Jägern auf sich zufliegen sehen. Sekunden später ist Pilot Officer Butte zutiefst bestürzt, als er auf deren Rumpf und Tragflächen schwarze Kreuze ausmacht. Deutsche? Wahrhaftig Deutsche! Messerschmitt Bf 109! Das kann doch nicht wahr sein! Er informiert Lindsay, hält direkt auf die Deutschen zu, zögert keine Sekunde und feuert sofort. Sein Gegenüber zerschellt in Flammen eingehüllt am Boden – laut Steve Butte. Dies ist der erste (angebliche) kanadische Abschuss- „claim“ (eingereichter Luftsieg). Fünf weitere folgen ...
Es ist der Moment, als die Reifen von Flight Lieutenant Dave Harlings Spitfire den Boden verlassen – gefolgt vom Rest der Zwölfergruppe, wie dieser erwartet. Doch die werden alle noch auf dem Boden erwischt – keiner schafft es in die Luft. Allerdings gelingt es wie durch ein Wunder allen elf Piloten, aus ihren berstenden Flugzeugen ohne schwerere Verwundungen zu entkommen und zwischen den Anflügen zu irgendeiner Deckung zu kriechen. Die drei Kanadier Flight Lieutenant Lou (Leo *15) Nault, Warrant Officer Lou Jean und Pilot Officer Ken Williams hatten direkt hinter Harling beschleunigt, ihre Spitfire werden aber abrupt von deutschen Geschossen gestoppt. Eine Salve durchsiebt Ken Williams’ Flugzeug vom Heck bis zur Propellernabe und lässt nur ein kleines Detail aus – das Cockpit! Williams springt aus der havarierten Spitfire und sucht zunächst unter der Motorhaube Deckung, da die Deutschen von der Heckseite aus anfliegen und rings um ihn herum bereits die Projektile der nächsten Welle in die Jäger und den Boden fetzen. Dann nützt er die Pause bis zum folgenden Angriff, um in einen Schützengraben zu hechten. Er ist verwundet, doch er lebt wie durch ein Wunder.
Im Gefechtsstand des 127 Wing ringt gerade das Telefon. Flight Lieutenant Frank Minton geht an den Apparat und hört einen Stabsoffizier am anderen Ende, der vor großen Formationen deutscher Jäger im Luftraum um Brüssel warnt und den sofortigen Start sämtlicher Spitfire des Wings befiehlt. Minton bleibt völlig ruhig. „Sie sind leider zu spät dran!“ antwortet er mit britischem Sarkasmus. „Wenn ich den Hörer nach draußen halte, dann können Sie ihre verdammten Kanonen hören, Sir!“
Oberfeldwebel Willi Zester schildert den Überraschungsangriff: „Evère schläft noch – was für eine Fülle an Flugzeugen wir sehen! Ein wirklich gutes ‚Frühstück’ – und da brechen bereits die ersten Feuer und Rauchpilze aus. Drei Spitfire haben abgehoben. Eine wird während des Starts getroffen und zerschellt in einem Hangar auf dem Rücken – Fahrwerk und Landeklappen noch ausgefahren. Die anderen zwei werden über dem Flugplatz abgeschossen.“
Diese Darstellung lässt sich so nicht belegen, allerdings steht fest, dass Naults, Jeans und Williams’ Spitfire bereits beim ersten Anflug in Flammen aufgehen. Major Anton Hackl (Stab/JG 26), Leutnant Siegfried Sy (6./JG 26) und Unteroffizier Gottfried Burkhardt (8./JG 26) erhalten sie als „Abschüsse“ zugesprochen – obwohl die Spitfire allenfalls wenige Zentimeter vom Boden abgehoben hatten.
Anders als Dave Harling. Dieser startet tatsächlich und kommt kaum dazu, Höhe zu gewinnen, als er schon einen eigenen Abschuss durchgibt – angeblich eine Me 109. Doch diese werden in jenen Tagen von den alliierten Piloten gar zu oft auch dann als Gegner identifiziert und genannt, wenn es sich in Wahrheit um die ungewohnten, neuen Focke-Wulf 190 D-9 handelt, deren „lange Nase“ mehr an die Messerschmitt erinnert als an die bisher vertraute Focke-Wulf 190 A-8. Der Abschuss-„claim“ Dave Harlings ist etwas voreilig, sollte er Leutnant Sy’s „Dora-9“ damit meinen. Und dies liegt nahe.
Siegfried Sy erinnert sich gut an seinen Luftsieg. *16 „Wir fliegen unseren ersten Angriff gegen die abgestellten Maschinen. Als ich hochziehe, sehe ich plötzlich eine Spitfire vor mir. Keine Ahnung, wo die so plötzlich herkam, es musste einen Alarmstart oder soetwas gegeben haben. Wie auch immer, jedenfalls gelingt es mir, sie abzuschießen. Ich wäre fast selber abgeschossen worden, denn eine andere Spitfire hatte sich hinter mich gesetzt, doch Oberleutnant Glunz hat aufgepasst und schießt sie mir vom Heck.“
Auch daran ist wohl nur richtig, dass Oberleutnant „Addi“ Glunz seinem Kameraden den 23 Jahre alten Kanadier Dave Harling vom Halse hält. Harlings Spitfire trudelt getroffen in das Häusermeer von Brüssel und reißt den jungen Mann aus Quebec in den Tod. Das ist tragisch, denn er hatte seine (bei den westlichen Alliierten nach der Zahl der Einsätze begrenzte) Dienstzeit mit Feindflügen soeben beendet und um eine Verlängerung um 25 Stunden gebeten. Sie wurde unglücklicherweise gewährt ...
Die Kanadier verlieren nur diese eine Spitfire durch Abschuss im Luftkampf. Sämtliche weiteren zerstörten Maschinen trifft es am Boden. Andererseits ergeben sich weitere Luftsiege aus deutschen Angaben, neben jener von Leutnant Sy genannten Spitfire wird noch eine weitere als Luftsieg eingereicht, der Schütze ist Unteroffizier Heinz Gehrke (11./JG 26). Diese beiden Abschüsse sind zwar nicht nachvollziehbar, zumindest nicht in den Reihen der Kanadier aus Evère, andererseits sieht Unteroffizier Willibald Halm um 09.25 Uhr einen RAF-Piloten am Fallschirm mitten in ein Flammenmeer hinabsinken. Er überlegt sich ernsthaft, den „Tommy“ am Schirm zu erschießen – aus Barmherzigkeit, um ihn vor dem Tod durch Verbrennen zu bewahren. Er bringt es nicht über das Herz! Dieser Bericht ist glaubhaft, sind an ihn doch keine Erfolge oder Ehrungen geknüpft – damals eher noch im Gegenteil, denn Mitgefühl stand nicht sehr hoch „im Kurs“! Wer war der unglückliche Brite oder Kanadier?
Unteroffizier Edwin Kalbus aus der 5. Staffel gibt eine halbe Stunde später beim Rückflug nordöstlich von Brüssel noch eine einzeln fliegende P-47 „zu Protokoll“. Dabei handelt es sich aber wohl tatsächlich eher um eine Hawker „Tempest“, die nach den Angaben von Donald Caldwell letztlich entkommt. Jon Manrho und Ron Pütz vermuten eine P-47 der 366th US-FG, die jedoch ebenfalls nicht belegbar ist. Soweit zu der Übereinstimmung der deutschen Angaben mit eruierbaren Fakten. Doch inzwischen nehmen sich die deutschen Jagdflugzeuge systematisch alles auf dem Flugfeld vor, was sich lohnt.
Die 8. Staffel des Jagdgeschwaders 26 unter Oberleutnant Hofmann hat eine spezielle Aufgabe. Sie erfüllt sie souverän. Die Fliegerabwehr des Flugfeldes besteht aus elf 40-mm-Bofors-Schnellfeuerkanonen und weiteren Flugabwehrstellungen mit Bren-Maschinengewehren. Hofmanns disziplinierte Staffel benötigt nur einen Anflug, um sie zum Schweigen zu bringen.
Nun ist Evère wehrlos. Das Einzige, was Johnny Johnsons 127 Wing vor der Vernichtung rettet, ist die Unerfahrenheit vieler deutsche Piloten, was Bodenziele betrifft. Johnnie Johnson sieht dem Zerstörungsreigen zähneknirschend aus sicherer Deckung zu – was bleibt ihm übrig? Er stellt zu seiner Erleichterung fest, dass es um die Treffsicherheit vieler deutscher Jagdflieger geradezu grauenhaft schlecht bestellt ist. Mit ihrer Auswahl der Zielprioritäten ebenso. Es gibt allerdings Ausnahmepiloten.
Das Flugfeld verwandelt sich nun in eine berstende Hölle aus Explosionen. Flight Lieutenant Nevin Boswell Filby (RAAF) rennt zusammen mit Corporal Wheaton aus der Hütte am Haupt-Hangar, in dem er gerade seinen Papierkram erledigen will, als er Maschinengewehrfeuer hört. Er beschreibt: *17
„Etwa 40 Meter hinter dem Hangar fliegt eine Me 109 eine sehr scharfe Kurve, die linke Tragfläche gerade zehn Meter über dem Boden. Er passiert uns, widmet uns einen kurzen Seitenblick, fängt seine Maschine ab und schickt einen gut gezielten langen Feuerstoß in die gesamte Reihe Spitfire von Johnny Johnsons Squadron, welche geschickterweise wie zur Parade in etwa 100 Meter Abstand zum Hangar aufgereiht steht. Der Effekt ist verheerend. Der deutsche Pilot zieht hoch und beginnt zu kurven. Andere Me 109 und Focke-Wulf 190 zertrümmern andere Teile des Flugfeldes. Wir blicken zu dem Bofors-Geschütz, das etwa 100 Meter rechts von uns liegt – doch es schweigt und hängt schief in seiner Stellung. Entweder hat der erste Feuerstoß, den wir gehört hatten, seine Besatzung getötet oder es ist gar nicht bemannt. Meine eigene Bewaffnung besteht gerade mal aus einem Webley-Revolver des Kalibers 45.
Als die Me 109 ihre Wende vollendet hat, kommt sie zurück und beginnt erneut, die Reihe Spitfire zu beschießen. Irrläufer und Querschläger zischen über uns hinweg. Wir ducken uns in einen nahe gelegenen Schützengraben. Von dort können wir die zahllose Zerstörung der allermeisten der vielen in B-56 Evère abgestellten Flugzeuge beobachten. Die Maschine, die mir zugedacht war, ist ein Totalverlust, genauso wie viele der Flugzeuge im Hangar, denn bei ihrem vierten Anflug hatte die Me 109 mit den Tragflächen gewackelt und einen langen Feuerstoß direkt in den Hangar geschossen. Ich muss zugeben, das macht uns sprachlos und versetzt uns in Erstaunen, denn das ist wirklich eine exzellente Vorstellung, die dieser eine Pilot da abgibt, den wir aus derart nächster Nähe beobachten können. Nach einer angemessenen Zeit klettern der Corporal und ich aus dem Graben, sehen uns um und sehen brennende und qualmende Flugzeuge wie auch explodierende Munition allüberall.“
Es könnte sich gemäß den Einsatzberichten um Oberleutnant Addi Glunz gehandelt haben, dessen Focke-Wulf Fw 190 D-9 in diesem Fall mit einer Me 109 verwechselt worden wäre. Glunz berichtet von fünf durch ihn zerstörten und zwei beschädigten Flugzeugen während seiner neun Anflüge auf das Flugfeld sowie einer zweimotorigen Maschine, die er durch die geöffneten Tore eines Hangars beschossen habe. Der „Zweimot“ sei in Flammen aufgegangen.
Die Angreifer lassen erst von Evère ab, als man vor lauter Rauch und Feuer keine Ziele mehr erkennen kann. Allerdings haben sich einige der Neulinge mehr auf Transportflugzeuge und Gebäude konzentriert als auf die als Ziel lohnenderen Spitfire, deren Verlustrate daher deutlich höher sein könnte.
Flight Lieutenant Filby findet schließlich ein unbewaffnetes Verbindungsflugzeug des Typs Auster 624, welches offenbar noch flugfähig ist. Mit der Auster wagt Filby einen Rundflug zur Orientierung, nachdem der deutsche Angriff eine Zeitlang vorbei ist. „[...] wir fliegen über die nähere Umgebung und andere Flugplätze wie Melsbroek und Malines usw. und überall brennen Flugzeuge! Sogar ausrangierte Flugzeuge oder welche, von denen wir wissen, dass sie schon vorher bruchgelandet waren! Im Großen und Ganzen scheint die Luftwaffe einen sehr ausgedehnten und für uns reichlich kostspieligen Angriff geflogen zu haben. Ich weiß nicht, wie viele Männer oder Flugzeuge die Alliierten verloren hatten, aber aus der Luft betrachtet sieht die ganze Gegend wie ein einziges Trümmerfeld aus!“ *18
Die Flugabwehrgeschütze rund um den Flugplatz Evère spielen praktisch keine Rolle bei der Abwehr des deutschen Überfalls. Wenn überhaupt eine Gegenwehr erfolgt, so werden die Geschützstellungen nach ein paar Angriffen schnell außer Gefecht gesetzt. Nur ein paar wenige deutsche Flugzeuge gehen über Evère direkt verloren. Die einzige sicher von britischen Flugabwehrgeschossen getroffene Maschine ist die „Langnase“ von Unteroffizier Norbert Risky (6./JG 26, II. Gruppe). Risky schafft es fast zurück bis nach Klausheide, doch kurz vor dem Flugplatz gibt der Motor seiner endgültig den Geist auf. Der Unteroffizier muss die Focke-Wulf 190 D-9 bei Zwolle „auf den Bauch werfen“. Er selber ist mit heiler Haut noch am selben Abend wieder bei seiner Einheit.
Steve Butte.
In der Luft allerdings findet ein heftiger Schlagabtausch statt zwischen den vier gestarteten Spitfire der 403 Squadron und den weit überlegenen deutschen Jagdfliegern. Inzwischen sind Flight Lieutenant R.L. Reeves und Flying Officer Mackenzie Reeves mit ihren Spitfire Mk. XVI zurückgekehrt, nachdem sie über Funk erfahren hatten, was ihrem „Nest“ soeben widerfährt. Die Kanadier haben eine krasse Übermacht gegen sich – doch den kleinen Vorteil, dass sie in dem Durcheinander oft erst spät als Gegner erkannt werden. Eine recht geringe Hilfe ...
R.L. Reeves hat allerdings Probleme mit seinem Triebwerk – er sieht daher mehr oder minder „schachmatt“ von sicherer Entfernung weit oben dem bunten Treiben zu. Mackenzie Reeves dagegen und das andere Spitfire-Paar der 403 Squadron stürzen sich auf die Angreifer und behaupten am Ende drei klar vernichtete Focke-Wulf 190 D-9 sowie zwei sicher und eine vermutlich abgeschossene Messerschmitt Bf 109, also mindestens fünf Luftsiege. Mit Dave Harlings „claim“ sind es sechs. Es gehört viel Mut dazu, sich mit einer derartigen Übermacht anzulegen. Und es spricht für ihr Glück und fliegerisches Können, dass sie das unverletzt überleben. Tatsächlich erzielen die Kanadier allerdings nur einen einzigen Abschuss – und selbst den können sie nicht beobachten.
Zerstörte Spitfire am Feldrand des Flugplatzes Evère, dessen gegenüberliegende Seite an die Stadt Brüssel anschließt. Bemerkenswert sind die cremeweißen Rumpfbänder und Propellernaben der Spitfire Mk. XVI der 416 Squadron RCAF. In späteren Fotos fehlt das Band, und die Propellerabdeckung ist nun schwarz.
Es handelt sich um Unteroffizier Wilhelm Schmitz (6./JG 26, II. Gruppe). Seine „Dora - 9“ (, Werknummer 210274) wird zuletzt angeschossen im Tiefflug gesehen. Vermutlich ist er schwer verwundet – seine Focke-Wulf rasiert Baumwipfel und lässt Dachplatten herumwirbeln. Nach den Beobachtungen hängt der junge Pilot vornüber in seinen Gurten, offensichtlich schwer angeschlagen. Irgendwann verliert er offenbar doch noch die Kontrolle über sein Flugzeug. Nach 25 Kilometer Rückflug zerschellt die deutsche Jagdmaschine in einer Pappelallee. Man findet den 24-Jährigen später mitsamt seinem Sitz noch angeschnallt wenige Meter neben dem Wrack. Kopflos.
Es war erst sein dritter Einsatz ...
Feldwebel Heinz Gomann will dieses Schicksal ein paar Männern „mit der anderen Feldpostnummer“ ersparen. Auf dem Rückflug kreuzt eine unbewaffnete „Auster“ seinen Flugweg, ein Verbindungsflugzeug. Der langsame und völlig wehrlose Hochdecker hat alleine durch seine Wendigkeit eine Chance, letztlich wäre es ein gefahrloser Abschuss – eine relativ leicht erzielte „Kerbe“ mehr auf dem Konto. Doch Gomann hat ein Einsehen und verzichtet auf den „Erfolg“. Er berichtet über seine Motive: „Ach, die armen Teufel, lassen wir sie am Leben!“ Gomann wackelt mit den Tragflächen zum Gruß und fliegt weiter, vorbei an verblüfften Gegnern, die vermutlich bereits mit ihrem Leben abgeschlossen hatten. Ob die auch so gedacht hätten? Mag sein – oder auch nicht. Es gibt solche Berichte und andere!
Der Rückweg ist für manch einen Flugzeugführer des JG 26 gefährlicher als der Angriff. Unteroffizier Ernst Lampferhoff endet als Kriegsgefangener, nachdem er aus seiner Focke-Wulf 190 D-9 (5. Staffel, II. Gruppe, , Werknummer 210193) abspringen muss. Mindestens drei Feindflugzeuge hatte er in Evère zerstört, doch auf dem Rückflug rächt sich der Richtschütze einer Flugabwehrkanone der Briten. Ähnlich ergeht es Feldwebel Erich Ahrens (7./JG 26, II. Gruppe,
, Werknummer 210186) und dem Gefreiten Hans-Karl Götz aus derselben Staffel (
, Werknummer 600161), die beide in ihren „Langnasen“ auf dem Heimweg nach Notlandungen in Gefangenschaft geraten. Ahrens fällt alliierten Flugabwehrkanonieren zum Opfer, Götz der deutschen Technik: sein Triebwerk lässt ihn einfach im Stich. Die III. Gruppe verliert Leutnant Gottfried Meyer (andernorts „Meier“ geschrieben) aus der 9. Staffel an die alliierte Flak, dessen Me 109 K-4 (
, Werknummer 330404) bei Vrasene aufschlägt. Mitsamt Leutnant Meyer, der in seiner Messerschmitt stirbt.
Danach kommt als letzte Hürde dieses Spießrutenlaufs die nach wie vor übereifrige deutsche Flak. Das traurige Ende Unteroffizier Speers ist eingangs schon beschrieben, den ein einziger treffsicherer Schuss aus deutscher Waffenproduktion das Leben kostet. Irgendwo mag man sich auch in die Haut des deutschen Flak-Kanoniers versetzen, der sich sicher nicht sehr wohl in ihr gefühlt haben mag, als er seinen Irrtum erkannte – den Bruchteil einer Sekunde zu spät. Im Falle der bereits erwähnten Namen Willi Kunz, Horst Sengpiel, Walter Tepperis und Rudolf Leinberger dürfte die Einsicht länger gedauert haben. Ob sie auch dort stattfand, wo sie eigentlich angemessen wäre, im Führungskader, ist nicht bekannt. Denn mit adäquater Organisation wäre die Tragödie zu verhindern gewesen.
Evère bleibt nach dem Tiefangriff der II. und III./JG 26 als regelrechter Trümmerhaufen zurück. Etwa 61 alliierte Flugzeuge sind schwer beschädigt oder brennende Wracks. Hierunter sind drei Spitfire Mk. XVI der 403 Squadron, zehn Spitfire Mk. XVI der 416 Squadron, fünf Spitfire der 421 Squadron (ihr Beschädigungsgrad ist eventuell geringer), zwei Spitfire Mk. IX der 443 Squadron, eine Spitfire PR X der 542 Squadron, eine P-51 Mustang der 358th US Fighter Squadron (eine weitere aus der 361st US Fighter Group erleidet reparable Schäden), sechs Dakotas III (unter anderem jene beiden Luxusversionen des Air Marshalls Conningham), 17 Ansons Mk. I, Mk. X und Mk. XI, eine Auster Mk. V und das persönliche Flugzeug Prinz Bernhards der Niederlande (eine Beechcraft B18 S „Navigator“). Hinzu kommt die abgeschossene Spitfire Mk. XVI Dave Harlings (416 Squadron RCAF).
1. Januar 1945
Flugzeugtyp: |
Supermarine „Spitfire“ Mk. XVI |
Nationalität: |
Royal Canadian Air Force/2nd Tactical Air Force |
Einheit: |
416 Squadron (RCAF) |
Pilot: |
keine Angabe |
Stationierung: |
Evère/Belgien |
Flugzeugtyp: |
Focke-Wulf Fw 190 D-9 „Langnase“ |
Nationalität: |
Luftwaffe |
Einheit: |
7. Staffel (II. Gruppe)/JG 26 |
Pilot: |
Oberleutnant Waldemar Radener |
Stationierung: |
Nordhorn-Klausheide/Deutschland |
Hinweis: die Karte zeigt im Gegensatz zu den Frontverlaufskarten den Nachkriegsgrenzverlauf, da hier die Lokalisation des Ortes aus heutiger Sicht im Vordergrund steht.
Focke-Wulf Fw 190 D-9, 7./JG 26, Oberleutnant Waldemar Radener.
Supermarine Spitfire Mk. XVI, 416 Squadron (RCAF).
Profil nach Datenlage und Originalfoto.
Zerstörte Spitfire auf dem Flugplatz Evère.
Die Kanadier verlieren zwei Piloten, einer von ihnen ist Flight Lieutenant Harling. Auf dem Boden fällt zudem Leading Aircraftman Robert Charles Medford. Neun Kameraden der beiden sind verwundet.
Auf deutscher Seite werden aus den Reihen der II. und III./JG 26 immerhin 20 deutsche Jagdflugzeuge zerstört. Auch die Luftwaffe kann sie schnell ersetzen. Wichtiger ist also: es kehren mit Unteroffizier Rudolf Altendorf (FlüG 1) 13 deutsche Piloten nicht zurück. Zwei Verwundete werden gezählt.
Doch wie auch immer die Detailangaben sein mögen: fest steht, die alliierten Verluste betreffen überwiegend Material – und davon haben die Amerikaner und Briten genug – mehr als genug. Die britischen und amerikanischen Verbände können ihre Verluste in kürzester Zeit ausgleichen. Die gefallenen deutschen Piloten hingegen sind für die deutsche Luftwaffe vollkommen unersetzlich. Alleine die Tagjagdwaffe einschließlich der Schlachtflieger – die Nachtjäger, die als Lotsen dienen, also nicht mitgezählt – verliert 146 Piloten, die getötet wurden oder, was gleichbedeutend ist, bis heute unauffindbar bleiben, weil sie vermutlich in Bränden oder Explosionen restlos untergingen. Ein weiterer Verlust am 1. Januar 1945 hat nichts mit dem Unternehmen „Bodenplatte“ zu tun. Die 68 in Gefangenschaft geratenen Jagdflieger stehen ebenfalls nicht wieder zum Einsatz bereit, was die Zahl der dauerhaften Ausfälle auf 214 erhöht. Wie viele der 18 bei dem Angriff verwundeten Jägerpiloten (wieder kommen noch zwei Verwundungen im restlichen Verlauf des Tages unabhängig vom Angriff „Bodenplatte“ hinzu) noch mal zum Einsatz kommen, sei dahingestellt. Zählt man alle 18 Männer als längerfristig nicht mehr flugfähig, so ergibt dies 232 nach einem letztlich unsinnigen Einsatz fehlende Jägerpiloten einschließlich der Schlachtflieger des SG 4 und der NSGr 20 in ihren Jagdbombern Focke-Wulf Fw 190 F-8/G-8.
Die Nachtjäger verlieren sechs vermisste und 15 getötete Crewmitglieder, was sich dann mit den 146 Tagjagdkollegen und „Jabo“-Piloten auf die eingangs erwähnte Zahl 167 summiert. Drei werden gefangen genommen, ebenfalls drei kehren verwundet zurück – mit den Lotsen errechnen sich somit 71 Gefangene und 21 Verwundete.
Damit ist der arithmetisch in der Gegenüberstellung reiner Materialzerstörung scheinbar erfolgreiche Angriff ein folgenreicher, schwerer und nicht wieder gut zu machender Fehlschlag!
Drei Geschwaderderkommodore, fünf Gruppenkommandeure und 14 Staffelkapitäne sowie 45 „alte Hasen“ kehren neben fünf Schlachtfliegern von diesem Einsatz nicht zurück. Die restlichen 142 gefallenen oder in Gefangenschaft geratenen Tagjagd-Piloten sind fast ausnahmslos Anfänger, die kaum mehr als fünf bis zehn Einsätze an Erfahrung in die Waagschale hatten werfen können – und praktisch keine in Bezug auf Angriffe gegen Bodenziele, die doch deutlich anderen Regeln gehorchen als die eh schon schwierig genug zu meisternden Luftkämpfe. Viele fliegen unmittelbar nach dem Tiefangriff und Überflug des feindlichen Flugfeldes direkt über dem Platz des Gegners eine Wende – ein fataler Fehler, denn dort sind sie in einer solch leicht einschätzbaren Flugbewegung, die auch noch eine Reduzierung der Geschwindigkeit bedingt, ein sehr einfaches Ziel für die gegnerischen Richtschützen der Schnellfeuerkanonen. Jedenfalls, sobald diese sich von ihrer ersten Überraschung erholt haben. Da der Angriff zudem erst 20 Minuten nach 09.00 Uhr über die gegnerischen Flugfelder hereinbricht, sind einige der feindlichen Jagdstaffeln bereits in der Luft – und greifen sofort mit all ihrer Kraft und Erfahrung in die Kämpfe ein – nicht nur in Asch. Und dies auch noch aus der Überhöhung, da die Angreifer im Tiefstflug heranjagen, um von der feindlichen Radarortung so spät als möglich erkannt zu werden. Diese improvisierten Abfangeinsätze ihrer alliierten Gegner haben fatale Konsequenzen für die Deutschen, die nun zwischen die Fronten ihres Auftrages und einer völlig unerwarteten Gegenwehr in der Luft geraten. Die Wahl der zwar nur wenig, aber teilweise um die entscheidenden Minuten zu spät angesetzten Uhrzeit des Angriffs ist ein fataler Planungsfehler der deutschen Stäbe, die offenbar die Amerikaner und Briten am Neujahrstag allesamt inaktiv im Alkohol-Koma wähnen.
Dass die unzureichende Information der deutschen Flugabwehreinheiten eine verheerende und folgenschwere organisatorische Fehlleistung darstellt, braucht nicht extra erwähnt zu werden. Erwähnenswert ist allerdings, dass auch der Anflugweg diverser Jagdgeschwader völlig unnötigerweise über Gebiete geführt wird, die mit alliierten Flugabwehrgeschützen geradezu gespickt sind – wie die Scheldemündung oder den hart umkämpften Hürtgenwald, auch den Luftabwehrgürtel im Anflugweg des JG 53. Dass die hier massierten und inzwischen kampferprobten, somit versierten Geschützbedienungen der Engländer und Amerikaner nach der Silvesternacht alles nur noch doppelt oder unscharf sehen würden, darf als eine reichlich dilettantische Fehleinschätzung betrachtet werden!
213 Jagd- und Schlachtflieger (sowie ein Überführungspilot) der einst so stolzen deutschen Luftwaffe sind also als Folge dieses Großeinsatzes innerhalb weniger Stunden gefallen, vermisst oder (meistens verletzt) in Gefangenschaft geraten. Die 18 verwundet heimkehrenden Piloten, von denen auch viele vorerst ausfallen, sind dieses Mal gar nicht mitgezählt. Wer soll ihren Nachfolgern das Überleben und womöglich sogar Abschießen beibringen, wenn die Luftwaffe an einem Tag 67 erfahrene Piloten verliert – von denen ohnehin bereits vor diesem letzten Großeinsatz der deutschen Jagdgeschwader nach jahrelangem Kampf gegen die Überzahl nur noch wenig genug übrig geblieben waren?
Für den naiv an den Endsieg glaubenden hochmotivierten Nachwuchs ist dies eine schlichte Katastrophe. Waren sie bisher noch mit dem klitzekleinen Rest einer Chance ausgebildet und vor allem später im Luftkampf geführt worden, so sind sie nun fast als Tontaube zum Abschuss verurteilt.
Den Alliierten bleibt ein blaues Auge. Nur zwölf Piloten und zwei Beobachter werden in Luftkämpfen tödlich abgeschossen, zwei werden verwundet, einer gerät gar in deutsche Kriegsgefangenschaft. Die übrigen 18 abgeschossenen Piloten bleiben unversehrt – sie gehen nicht „verloren“! 46Männer der Bodenmannschaften oder auch Piloten fallen den deutschen Geschossen am Boden zum Opfer und sterben, 158 weitere werden – zum Teil allerdings schwer – verwundet.
Ach ja – 305 alliierte Flugzeuge werden zerstört und 190 meist irreparabel beschädigt, zusammen also 495 Verluste an Flugzeugen der Amerikaner, Briten und Commonwealth-Nationen insgesamt.
Für den Zeitraum von nicht einmal vier Wochen, dann sind die Materialverluste ersetzt.
„Was soll’s, Herr General?“ hatte Hauptmann Julius Meimberg zu Galland gesagt, „In ein paar Tagen, spätestens in 14 Tagen, stehen die Maschinen doch wieder da!“
Sie stehen wieder da! Brandneu und einsatzfähig!
Als Air Commodore Worthington das britische Hauptquartier mitten während des Angriffs telefonisch informiert, wird dort kategorisch abgestritten, dass ein deutscher Luftschlag dieser Größenordnung überhaupt denkbar sei ...
Nun, er ist denkbar – und doch gedankenlos! Die deutsche Luftwaffe hat sich noch einmal gehörig Respekt verschafft – das immerhin bleibt den zutiefst schockierten alliierten Kommandeuren im Gedächtnis. Nach der Überraschungsoffensive der Wehrmachtstruppen am Boden wenige Wochen zuvor sind die Alliierten nun auch in der Luft von einem Gegner regelrecht überrumpelt worden, dem sie solch eine Aktion im kühnsten ihrer Träume nicht mehr zugetraut hätten. Es ist ein grimmiger Widersacher, der offenbar wie ein Stehaufmännchen jederzeit zu allem fähig ist, wie es scheint ...
Es sollte nur so scheinen. Das Spiel ist aus, jetzt endgültig! Die deutsche Luftwaffe hat es verloren – mit Pauken und Trompeten!
Zerstörte P-47 „Thunderbolts“ auf dem Flugplatz bei Metz.
Hinweis: In diesem besonderen Geschehen erscheint es dem Autor nicht sinnvoll, die Verluste durch eigene Flak-Kanoniere von den Gesamtzahlen zu trennen, wie dies in anderen Tabellen geschieht unter dem Aspekt, dass es sich nicht um Verluste durch „Feindeinwirkung“ handelt. Am Neujahrstag 1945 sind diese Zahlen jedoch in die Gesamtbetrachtung des Einsatzes einzubeziehen!
Anerkannte alliierte Verluste im Luftkampf (nur in Bezug auf das Unternehmen „Bodenplatte):
abgeschossen oder irreparabel zerstört (Cat. E) *33:
Hawker „Typhoon“: |
5 |
Supermarine „Spitfire“: |
6 |
P-47 „Thunderbolt” |
2 |
P-51 „Mustang”: |
- |
Verbindungsflugzeuge (Typ „Auster”, L-4 „Piper Cub” o.ä.): |
3 |
B) beschädigt (Cat. Ac/B, 2) *33:
Hawker „Typhoon“: |
1 |
Supermarine „Spitfire“: |
7 |
P-47 „Thunderbolt” |
3 |
P-51 „Mustang”: |
2 |
14 Piloten/Beobachter (Auster) werden getötet, einer gefangen genommen, zwei verwundet. Die offizielle Zahl der von den Alliierten angegeben Materialverluste am Boden hinkt weit hinter einer Detailaufstellung pro Flugplatz einzeln erfasster Verluste hinterher, welche 232 zerstörte und 156 beschädigte, plausibel hochgerechnet jedoch etwa 305 zerstörte und 190 beschädigte Flugzeuge ergeben *33.
Focke-Wulf Fw 190 D-9 rollen aus Ihren Waldverstecken.
*1Quelle: Einsatz in der Reichsverteidigung von 1939 bis 1945 Teil 3 „Jagdgeschwader 1 und 11“/Struve Druck Eutin/Jochen Prien - Peter Rodeike, Seite 1394.
*2Quelle: „Start im Morgengrauen“/Motorbuch Verlag/1989/Werner Girbig, Seite 34.
*3Quelle: Einsatz in der Reichsverteidigung von 1939 bis 1945 Teil 3 „Jagdgeschwader 1 und 11“/Struve Druck Eutin/Jochen Prien und Peter Rodeike, Seite 1396.
*4Quelle: „Bodenplatte – the Luftwaffe’s Last Hope”/Hikoki Verlag 2004/John Manrho und Ron Pütz.
*5Anmerkung: „Razorback“ (wörtlich „Rasiermesser-Rücken“, synonym auch für „Schwein“ und eine Wal-Art) definiert die C- und frühen D-Modelle der P-47, die eine Kanzel hatten, deren rückwärtiger Anteil in den Rumpf überging – ähnlich der Me 109, Spitfire Mk. IX oder P-51 B. Der „Rasiermesser-Rücken“ kommt dadurch zustande, dass die Finne der P-47 C hinter dem Cockpit nach oben hin „Rasiermesser“-spitz zuläuft, um dem Piloten nach hinten eine möglichst gute Sicht zu bieten. Die späteren D-Modelle besaßen eine tropfenförmige auf den Rumpf aufgesetzte Haube mit noch wesentlich besserer Rundumsicht.
*6Quelle: „Bodenplatte – the Luftwaffe’s Last Hope”/Hikoki Verlag 2004/John Manrho und Ron Pütz.
*7 *8Quelle: „Bodenplatte – the Luftwaffe’s Last Hope”/Hikoki Verlag 2004/John Manrho und Ron Pütz.
*9Kommodore Major Günther Specht (er fällt in diesem Einsatz) flog allerdings keine Me 109, sondern eine Focke-Wulf 190 A-9. Die Autoren John Manrho und Ron Pütz vermuten Oberfeldwebel Franz Meindl als „Kunstflieger“ (auch er fällt).
*10Quellen: Einsatz in der Reichsverteidigung von 1939 bis 1945 Teil 3 „Jagdgeschwader 1 und 11“/Struve Druck Eutin/Jochen Prien und Peter Rodeike, Seite 1639f.
„Bodenplatte – the Luftwaffe’s Last Hope”/Hikoki Verlag 2004/John Manrho und Ron Pütz, Seiten 290, 291, 295, 300.
„Battle of the airfields“/Grub Street Publishing 2000/Norman Franks. S. 198 gibt als US-Luftkampfverluste über Asch eine P-47 und vier abgeschossene P-51 Mustangs an! Diese vier P-51 finden sich weder in den US-Pilotenberichten noch in der MACR-Liste, die aber Johnsons P-47 auch nicht nennt!
*11Quelle: „Bodenplatte – the Luftwaffe’s Last Hope”/Hikoki Verlag 2004/John Manrho und Ron Pütz.
*12Quelle: „Bodenplatte – the Luftwaffe’s Last Hope”/Hikoki Verlag 2004/John Manrho und Ron Pütz.
*13Quelle: „JG 26 war diary – Volume two“/Grub Street Publishing London 1998; 2007/Donald L. Caldwell.
*14Quelle: „Bodenplatte – the Luftwaffe’s Last Hope”/Hikoki Verlag 2004/John Manrho und Ron Pütz.
*15Quelle: „Battle of the airfields“/Grub Street Publishing 2000/Norman Franks – hier “Leo” geschrieben.
*16Quelle: „Bodenplatte – the Luftwaffe’s Last Hope”/Hikoki Verlag 2004/John Manrho und Ron Pütz.
*17Quelle: „Bodenplatte – the Luftwaffe’s Last Hope”/Hikoki Verlag 2004/John Manrho und Ron Pütz.
*18Quelle: „Bodenplatte – the Luftwaffe’s Last Hope”/Hikoki Verlag 2004/John Manrho und Ron Pütz.
*19Quelle: Einsatz in der Reichsverteidigung von 1939 bis 1945 Teil 1 – Teil 3 „Jagdgeschwader 1 und 11“/Struve Druck Eutin/Jochen Prien und Peter Rodeike.
*20Quelle: „Bodenplatte – the Luftwaffe’s Last Hope”/Hikoki Verlag 2004/John Manrho und Ron Pütz, dort Einzelaufstellung Seiten 278 – 285 (eine S. 286 angegebene Tabelle wird zu Gunsten der in den Einzelaufstellungen teilweise abweichend genannten Zahlen nicht verwendet).
*21Quelle: „Jagdgeschwader 3” Chronik einer Jagdgruppe – Band 1 - 4/Struve Druck Eutin/Jochen Prien und z.T. Gerhard Stemmer.
*22Quelle: „Sturmjäger“ – Zur Geschichte des Jagdgeschwaders 4 und der Sturmstaffel 1 – Band 1 – 2/Verlag A.S.B.L./Eric Mombeek in Verbindung mit Quelle *20.
*23Quelle: „Bodenplatte – the Luftwaffe’s Last Hope”/Hikoki Verlag 2004/John Manrho und Ron Pütz, dort Einzelaufstellung Seiten 278 – 285.
*24Quelle: Einsatz in der Reichsverteidigung von 1939 bis 1945 Teil 1 – Teil 3 „Jagdgeschwader 1 und 11“/Struve Druck Eutin/Jochen Prien - Peter Rodeike.
*25Quelle: „Bodenplatte – the Luftwaffe’s Last Hope”/Hikoki Verlag 2004/John Manrho und Ron Pütz, dort Einzelaufstellung Seiten 278 – 285., ferner
„JG 26 war diary – Volume two“/Grub Street Publishing London 1998; 2007/Donald L. Caldwell.
*26Quelle: „Messerschmitt Bf 109 im Einsatz bei der (I./II./III./IV.- 3 Bände) Jagdgeschwader 27/Struve Druck Eutin/Jochen Prien, Peter Rodeike und Gerhard Stemmer.
*27Quelle: „PIK-AS“ Geschichte des Jagdgeschwaders 53 Teil 1 – Teil 3/Struve Druck Eutin/Jochen Prien.
*28Quelle: „Bodenplatte – the Luftwaffe’s Last Hope”/Hikoki Verlag 2004/John Manrho und Ron Pütz, dort Einzelaufstellung Seiten 278 – 285.
*29Quelle: „Die Geschichte des Jagdgeschwaders 77“ Teil 1 – Teil 4/Struve Druck Eutin/Jochen Prien.
*30Quelle: Einsatz in der Reichsverteidigung von 1939 bis 1945 Teil 1 – Teil 3 „Jagdgeschwader 1 und 11“/Struve Druck Eutin/Jochen Prien und Peter Rodeike.
*31Quelle: „Bodenplatte – the Luftwaffe’s Last Hope”/Hikoki Verlag 2004/John Manrho und Ron Pütz, s. oben!
*32Quelle: Einsatz in der Reichsverteidigung von 1939 bis 1945 Teil 1 – Teil 3 „Jagdgeschwader 1 und 11“/Struve Druck Eutin/Jochen Prien und Peter Rodeike.
*33Quelle: „Bodenplatte – the Luftwaffe’s Last Hope”/Hikoki Verlag 2004/John Manrho und Ron Pütz, S. 290.
Quelle: „Battle of the airfields“/Grub Street Publishing 2000/Norman Franks nennt teilweise andere Zahlen, s. Text!